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Hans Morschitzky / Thomas Hartl:
Raus aus dem Schneckenhaus.

Patmos, 2011.
ISBN: 978-3-8436-0025-5
192 Seiten, EUR 14,90 (ab X J.)

Es gibt eben Menschen, die sofort gerne und freudig auf andere zugehen und solche, die eher still, abwartend und zurückhaltend sind. Die Schüchternen haben oft nur eine Scheu vor Neuem und Fremdem, die sich nach einer Aufwärmphase auflöst. Menschen mit einer sozialen Angststörung hingegen vermeiden Begegnungen möglichst, da sie die Kritik fürchten. Was ist hier noch normal und was nicht mehr? Das zentrale Problem von Menschen mit sozialen Ängsten ist, dass sie sich viel zuviel selbst beobachten und viel zu sehr danach schielen, was die anderen über sie denken könnten. Ob sie Mittelpunktsängst haben, Leistungs- oder Beziehungsängste, Kontakt- oder Selbstbehauptungsängste - immer steckt die "Angst vor dem sozialen Tod" dahinter. Das kann bei sozialen Phobien so weit gehen, dass die Betroffenen aus Angst vor einer physisch sichtbaren Reaktion wie Händezittern oder Rotwerden eine Einladung absagen - ein Teufelskreis.

Die Autoren dieses Buches beschreiben zuerst einmal die verschiedenen Formen sozialer Ängste. Dabei kann schon als Befreiung erlebt werden, dass man nicht allein ist und dass sich die Symptome klar ein- und zuordnen lassen. Ein Eingrenzen der physischen und psychischen Ursachen zeigt, wie aus einer Kombination von Übererregbarkeit und negativen Einstellungen, zu viel Anspannung und zu hohen Ansprüchen eine verschobene Wahrnehmung entstehen kann. Die Autoren vermitteln Zuversicht, dass eine Besserung erreicht werden kann. Sie bieten ein Zehn-Schritte-Programm an, das auf der Verhaltenstherapie basiert. Nach Analyse und Anamnese mit Hilfe von Fragebögen schlagen sie ein Trainingsprogramm vor, das im Wesentlichen darauf basiert, dass man nicht mehr gegen seine Ängste ankämpfen, sondern sie akzeptieren soll. Man soll sich auf das konzentrieren, was man tun will, und es - mit seinen Ängsten im Gepäck - trotzdem tun. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad allmählich an, bis es in Schritt 10 lapidar heißt: "Fürchten Sie sich weniger vor anderen Menschen!". Lässt sich so eine Rosskur alleine bewältigen? Es ist einen Versuch wert. Allein das Lesen des Buches verhilft schon zu nüchterner Distanz und einer Stärkung des Ich. Und auch wenn sich ein Betroffener nur ermutigt fühlt, eine Therapie zu beginnen, hat das Buch seinen Zweck erfüllt.

© by Ulrike Schmoller
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