|
Pim van Lommel:
Endloses Bewusstsein.
Patmos, 2011.
ISBN: 978-3-8436-0013-2
439 Seiten, EUR 16,95
|
Pim van Lommel ist ein renommierter Kardiologe, der im Jahr 2001 in "The Lancet" die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Untersuchung über Nahtoderfahrungen (NTE) veröffentlichte. Er ging dabei prospektiv vor, d.h. er befragte Menschen, die einen Herzstillstand überlebt hatten bereits wenige Tage später nach ihren Erfahrungen. In seinem Buch schildert er unzählige verblüffende Berichte seiner Patienten, die er sammelte, auf Gemeinsamkeiten untersuchte und einordnete. Blinde konnten während der NTE sehen und Taube hören, und es wurden Details berichtet, von denen die Bewusstlosen unmöglich wissen konnten. Auch das oft nicht einfache Wiedereinleben der Patienten wurde wissenschaftlich begleitet und die oft auftretenden Veränderungen dokumentiert, wie etwa eine erhöhte Sensibilität oder Hellsichtigkeit. Die Suche nach einer physischen, medizinischen Erklärung für Nahtoderfahrungen blieb ergebnisloslos, lediglich ein Zusammenhang mit der psychoaktiven Substanz Dimethyltyptamin (DMT) konnte bestätigt werden, die offenbar die Durchlässigkeit für NTEs erhöht. Aus seinen Erkenntnissen leitet Lommel ab, dass unser Bewusstsein weder Anfang noch Ende haben kann und unabhängig vom Körper in einem "nicht-lokalen Raum" existiert. Er belegt, dass Bewusstsein kein neurologisches Phänomen sein kann, sondern im Gegenteil selbst die Gehirnfunktionen verändern kann. Gehirn und Körper ermöglichen lediglich die Bewusstseinserfahrung. Anhand der Quantenphysik erläutert Lommel, dass es keine objektive Wirklichkeit gibt. Wie die Wellen erst im Fernsehgerät sichtbar werden, sind nur die physischen Auswirkungen des Bewusstseins zu spüren, wobei eine erlebte NTE die Empfangsmöglichkeiten erhöht. Lommel erwähnt Begegnungen mit Verstorbenen über große Entfernungen, postmortale und vorgeburtliche Kontakte, Sterbebettvisionen und Kinder, die sich an frühere Leben erinnern. Es kann zu nicht-lokalen Verschränkungen zwischen verschiedenen Personen kommen, es wurde sogar nachgewiesen, dass einzelne Zellen über große Distanzen miteinander kommunizieren. Die Epigenetik zeigt, dass die Funktion der DNA durch Informationen bestimmt wird, die von außen kommen müssen. Die DNA dient dabei als Schnittstelle und Quantenantenne für Informationen aus dem nicht-lokalen Raum. Da alle Materie zu 99,9% aus Leere und damit nicht-lokalem Raum besteht, kann man sich vorstellen, welche umfassenden Auswirkungen Lommels Erkenntnisse auf unsere Vorstellungen haben und welchen Paradigmenwechsel er damit anstößt. Deshalb sind viele seiner medizinischen Kollegen ihm gegenüber skeptisch eingestellt, Lommel kann aber stets wasserdichte Belege und schlüssige Tatsachen anführen. Die gewonnenen Ergebnisse wendet Lommel schließlich auf die Themen Organspende, Sterbehilfe und Schulung des Pflegepersonals an.
Der Anfangs- und der Schlussteil sind sehr lebensnah und leicht lesbar, wobei die Untersuchungsergebnisse sehr genau wiedergegeben werden. Die Kapitel über die Quantenphysik und die DNA bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau, der Aufwand sich da hinein zu vertiefen wird jedoch mit der Vermittlung hoch interessanter Zusammenhänge belohnt. Lommel ist so freundlich, für diese Teile eine kurze Zusammenfassung zu liefern, so dass man sie auch überspringen kann. Auch wenn Lommel Rudolf Steiner nur am Rande erwähnt, lassen sich weitgehende Übereinstimmungen mit der Anthroposophie erkennen.
Nun können sie mit Fakten unterlegt werden.