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Maren Gottschalk:
Jenseits von Bullerbü.

Beltz und Gelberg, 2006.
ISBN: 3-407-80970-0
216 Seiten, EUR 16,90 (ab 14 J.)

Jenseits von Bullerbü - Maren Gottschalks Anliegen ist es, ein ehrliches Bild von Astrid Lindgren zu vermitteln, das auch ihre verschwiegenen Seiten einschließt. Deren Biographie verlief natürlich nicht so ideal wie man anzunehmen geneigt ist. Aber gibt es denn überhaupt noch weiße Flecken auf Astrid Lindgrens Lebenslandkarte, die noch nicht mehrfach wiedergekäut wurden? Auch Margareta Strömstedt, Lindgrens langjährige Vertraute, deren Biographie 2001 erschien (besprochen bei litterula unter Sonstiges 5), klammerte die dunklen Zeiten ja nicht aus, gleichwohl sich Lindgren selbst immer bedeckt hielt, was ihr Privatleben anging und sie sich zum Schluß, von der hartnäckigen Fragerei bedrängt, zurückzog. Ist es nun vier Jahre nach ihrem Tod gemäß, die letzten Geheimnisse ans Licht zu zerren? Stört das wirklich, wie Maren Gottschalk meint, keinen großen Geist? Um es gleich vorweg zu sagen: Astrid Lindgren bleibt, was sie ist: gut. Sie hat sich lebenslang nichts zu Schulden kommen lassen, was ihr zum Vorwurf gereichen könnte. Dass sie es zeitweise alles andere als leicht hatte nachdem sie aus dem Paradies ihrer Kindheit vertrieben wurde, wird ausführlich beschrieben: die Affäre mit ihrem Chef, die Sehnsucht nach dem unehelichen Sohn Lars, der bei einer Pflegemutter untergebracht war, den alltäglichen Hunger und die bittere Einsamkeit, die sich erst auflösen als sie - mehr aus Vernunft - Sture Lindgren heiratet und mit den Kindern zu Hause bleiben kann. Sowohl ihren Mann wie ihren Sohn wird sie schließlich an den Alkohol verlieren - das war dann aber auch schon alles wirklich Neue, was es zu erfahren gibt. Die unvergleichliche berufliche Entwicklung als Autorin und Lektorin, die Entstehung ihrer Geschichten und Lingrens gesellschaftlicher Einfluß kommen natürlich nicht zu kurz und ergeben ein vollständiges rundes Lebensbild, in flüssig zu lesendem Stil und mit entsprechenden Anmerkungen. Insofern fehlt es Gottschalks Biographie an nichts und so ist sie vor allem denen, die noch nichts über Astrid Lindgrens Leben gelesen haben, zu empfehlen.


© by Ulrike Schmoller
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