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Ed Nissink:
Mamas Rat und Papas Standpunkt.
Urachhaus, 2004.
ISBN: 3-8251-7459-X
160 Seiten, EUR 14,50

Die Macht der Eltern, die bis weit ins erwachsene Leben der Kinder hineinreicht, ist ungeheuer groß. "Du bist wie deine Mutter", "dein Vater war auch immer so schräg drauf", die eigenen Kinder sagen gar: "Vermutlich hat das deine Mutter auch immer rumgeschrieen" - Situationen, in denen uns ein Spiegel vorgehalten wird. Sonntagmittagkaffee im Elternhaus mit der eigenen Familie oder "Wenn die Mama wieder zur Tochter wird/der Papa wieder zum Sohn", kaum angekommen, peng, krachen schon die alten Verhaltensmuster wie Fratzen aus den ach so aufgeklärten Eltern, die bei ihrem eigenen Leben alles gaaanz anders machen wollten als ihnen vorgelebt wurde. Genau. Alles gaaanz anders, nur auffallend ähnlich, Motto: Gelernt ist gelernt. Oder, andere Argumentation: "Ich kann nicht anders, ich bin ein vergewaltigtes Kind", "weil ich dauernd geschlagen wurde, kenne ich nichts anderes". Inwieweit darf also das Erleben im Jugendalter als Persilschein für eigenes Fehlverhalten dienen? Bringt es etwas, wenn man seinen Eltern innerlich "vergibt" oder macht es einen endlich frei von den Fesseln der Vergangenheit, wenn man sie soweit genervt hat, dass sie ihre Schuld eingestehen? Es ist die unendliche Geschichte von Tätern und Opfern, ein ewiger Kreislauf, der sich selbst wunderbar am Laufen hält.
Nissink, Trainer und Counsellor im EDEM-Institut, das er in Amersfort gegründet hat, leitet Seminare zum Thema verbale und nonverbale Kommunikation und berät Therapeuten, Manager, Verkäufer und Führungskräfte. Mit seinem Buch geht er einen eigenen Weg in der Bewältigung von Kindheitstraumata oder der Frage, wie man notfalls nur den "Ballast" elterlicher Zugriffe auf das eigene Erwachsenenleben abwirft. Die Kapitel: Warum gerade diese Eltern, Überlebensstrategien, Falsche Vergebung, Urteile und Reaktionen darauf, Wir sollen doch nur dein Bestes, Schuldgefühle, Ich möchte mich ja nicht einmischen, Heile Welt, Den Dialog suchen, Hinter verschlossenen Türen zeigen auf: Hier geht es wirklich um das, was alle trifft. Jeder findet sich in einem Kapitel wieder und hat somit die Chance, sich mit Fragen der Vergangenheit endlich angemessen auseinander zu setzen. Praktische Beispiele und Übungen runden das Buch, das im Grunde ein Arbeitsbuch ist, ab. Entscheidendes Plus: Man kommt mal runter vom Opfertrip und richtet den Blick nach vorne. Die Cartoons von Johann Mayr greifen die Gedanken Nissinks ausgesprochen humorvoll auf. Ein Buch für alle, die die Schatten der Vergangenheit dahin verbannen wollen, wo sie hingehören - weg.


© by Christine Krokauer
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