Martine u. Caroline Laffon: Kinder in den Kulturen der Welt. Gerstenberg, 2003.
ISBN: 3-8067-2915-8
240 Seiten, EUR 35.--
„Mit einem Kind an der Seite ist man guten Mutes und die Arbeit
geht leichter von der Hand". Dieses Sprichwort der Dogon aus Mali haben Martine
Laffon und ihre Tochter Caroline ihrem wunderbaren und beeindruckenden Band vorangestellt.
Der Leser begleitet die beiden Frauen zu den traditionellen Gesellschaften Asiens,
Afrikas, Amerikas und Australiens, in denen Kinder als Schatz gehütet werden.
Die Kinder dort lernen von Geburt an, welcher Platz ihnen in ihrer Gesellschaft
zusteht und wie man respektvoll mit er Natur umgeht.
Nahrung, Körperschmuck, Heim und Familie, Schule und Spiel, Initiationsriten und
traditionelle Zeremonien sind die Themen der Kapitel und jede Seite ist ein doppeltes
Erlebnis. Die Fotografien sind beeindruckend. Sensibel aufgenommen, mit Gespür
für ungewöhnliche Perspektiven und fühlbarem Respekt vor den dargestellten Menschen
sind sie ein Fenster zu uns ganz unbekannten Welten. Der Text entspricht in seiner
Qualität den Bildern. Still, liebevoll und sachlich wird geschildert, was das
einzelne Volk auszeichnet, wie die Sitten und Gebräuche einzuschätzen sind, zieht
das Leben auf vier Kontinenten an den Lesern vorbei. Was bleibt, ist wachsender
Respekt und hohe Achtung vor diesen Völkern, die sich nicht nur viel enger mit
der Natur verbunden haben, sondern die Gesellschaft für das einzelne Mitglied
Halt und Sicherheit bietet. Diese starren Regeln sind natürlich andererseits Hindernisse
für die persönliche Freiheit und Entwicklung des Menschen, aber hervorragend angepasst
an das Lebensumfeld. Der Leser erfährt, weshalb die kleinen Inuitmädchen Rentierohren
an die Kapuzen nähen, dass die Hirten im Tschad das Schlafen im Stehen von klein
auf beherrschen und weshalb in Birma schon vierjährige Mädchen den Umgang mit
Gewürzen lernen – das Buch ist in Wort und Bild eine Reise durch die Kulturgeschichte
der Menschheit und ein beeindruckendes, sorgsam und liebevoll gestaltetes Dokument
der Traditionen anderer Völker. Nicht zuletzt zeigt es auf, dass in den meisten
Völkern dieser Welt die Kinder als das höchste Gut, als Segen und Geschenk der
Ahnen gesehen werden. Das sollten sich manche Eltern der westlichen Welt gelegentlich
auch mal vor Augen führen.