Felicitas Vogt entfacht in diesem Buch ein "Trommelfeuer" wie
sie es auch seit einiger Zeit zusammen mit zwei Kabarettisten in Workshops für
Schulgemeinschaften tut, die an ihrem Beziehungsklima arbeiten wollen. Mit künstlerischen
Mitteln wird an so einem Wochenende versucht Verkrustungen aufzulösen und sich
neu aufeinander zu zu bewegen. Das Buch bildet die gedankliche Grundlage dieser
ungewöhnlichen Arbeit.
Mit einer leidenschaftlichen und kraftvollen Sprache, der man die geübte Rhethorikerin
anmerkt, kommt sie unumwunden zum Kern der Sache. Die aktuelle Gesellschaftsentwicklung
bringt es mit sich, dass das soziale Miteinander sich immer mehr abkühlt. Wo Sicherheit
und Leistung zählen, wachsen Beziehungsräume zu, weil Dinge unter den Teppich
gekehrt und verdrängt werden, echte Begegnungen werden vermieden. Erst wenn der
Einzelne bereit ist seine eigene Innenwelt zu gestalten, kann er auch für den
Jugendlichen, der im Seelischen erst gehen und stolpern lernen muss, ein guter,
da absichtsloser Begleiter sein. Statt Harmoniebedürfnis wird Kreativität im Zwischenmenschlichen
gebraucht, die erst dann entstehen kann, wenn Verwundbarkeit und Angst, Scham
und Schuld zugelassen werden, wenn einer bereit ist sein Innerstes zu zeigen und
sich vom anderen wirklich berühren zu lassen. Die Erfahrung der Verlassenheit
im Kindesalter, die entsteht wenn Gefühle nicht ernstgenommen werden, führt dagegen
nicht selten zu narzisstischen Kränkungen und damit zur Selbstentfremdung, die
dann wiederum oftmals durch Drogen aufgehoben wird. Dieses Buch macht Mut, den
eigenen Innenraum zu betreten, die eigenen Emotionen tatsächlich wahrzunehmen
und so auch dem Anderen wärmer und authentischer zu begegnen.
Ein Plädoyer voller Power, kühn und einfühlsam zugleich, das aufrüttelt und aufmuntert.