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Felicitas Vogt:
Klimasturz im Begegnungsraum.
Amthor, 2003.
ISBN: 3-934104-10-X
80 Seiten, EUR 8,80

Felicitas Vogt entfacht in diesem Buch ein "Trommelfeuer" wie sie es auch seit einiger Zeit zusammen mit zwei Kabarettisten in Workshops für Schulgemeinschaften tut, die an ihrem Beziehungsklima arbeiten wollen. Mit künstlerischen Mitteln wird an so einem Wochenende versucht Verkrustungen aufzulösen und sich neu aufeinander zu zu bewegen. Das Buch bildet die gedankliche Grundlage dieser ungewöhnlichen Arbeit.

Mit einer leidenschaftlichen und kraftvollen Sprache, der man die geübte Rhethorikerin anmerkt, kommt sie unumwunden zum Kern der Sache. Die aktuelle Gesellschaftsentwicklung bringt es mit sich, dass das soziale Miteinander sich immer mehr abkühlt. Wo Sicherheit und Leistung zählen, wachsen Beziehungsräume zu, weil Dinge unter den Teppich gekehrt und verdrängt werden, echte Begegnungen werden vermieden. Erst wenn der Einzelne bereit ist seine eigene Innenwelt zu gestalten, kann er auch für den Jugendlichen, der im Seelischen erst gehen und stolpern lernen muss, ein guter, da absichtsloser Begleiter sein. Statt Harmoniebedürfnis wird Kreativität im Zwischenmenschlichen gebraucht, die erst dann entstehen kann, wenn Verwundbarkeit und Angst, Scham und Schuld zugelassen werden, wenn einer bereit ist sein Innerstes zu zeigen und sich vom anderen wirklich berühren zu lassen. Die Erfahrung der Verlassenheit im Kindesalter, die entsteht wenn Gefühle nicht ernstgenommen werden, führt dagegen nicht selten zu narzisstischen Kränkungen und damit zur Selbstentfremdung, die dann wiederum oftmals durch Drogen aufgehoben wird. Dieses Buch macht Mut, den eigenen Innenraum zu betreten, die eigenen Emotionen tatsächlich wahrzunehmen und so auch dem Anderen wärmer und authentischer zu begegnen.

Ein Plädoyer voller Power, kühn und einfühlsam zugleich, das aufrüttelt und aufmuntert.


© by Ulrike Schmoller
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