LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de © www.litterula.de
Tonspuren

Lavinia Greenlaw:
Tonspuren.

Freies Geistesleben, 2022.
ISBN: 978-3-7725-3029-6
227 Seiten, EUR 24.--

Die Musik, die wir hören, prägt unser Leben von Anfang an und hinterlässt ihre Tonspuren in jedem Lebensalter. Bei Lavinia Greenlaw setzt die erste Erinnerung zu Beginn der sechziger Jahre mit einem stillen Walzertanz auf den Füßen des Vaters ein. Als eines von vier Kindern einer Akademikerfamilie mit hohem Lärmpegel, die sie als haltgebende Maschine zwischen Schönheit und Schäbigkeit beschreibt, verliebt sie sich schon früh in die Eindrücke des Lebens, zu denen nicht nur die physischen Herausforderungen beim Toben oder Tanzen gehören, sondern immer auch die Klänge ihrer Zeit. Nach den Spielen auf dem Schulhof, zu denen sie lange keinen Zugang findet, den englischen Volkstänzen von John Playford oder dem Ballett, bei dem sie aus der Reihe tanzt, bis zu ihren ersten eigenen Schallplatten und Konzertbesuchen erwacht sie langsam aus ihrer unbewussten Phantasiewelt und nimmt mit der Pubertät immer mehr von den musikalischen Strömungen ihrer Zeit wahr. Die Beatles, Bob Dylan, David Bowie, Led Zeppelin, der Punk und viele andere prägen ihr Erwachsenwerden und verweben sich zu ihrem persönlichen Erinnerungsteppich. Lavinia Greenlaw eröffnet jedes Kapitel mit einem Zitat aus der Weltliteratur und erweitert ihre poetische Sprache um eine neue Dimension, denn die Lieder, die im Herzen des Lesers oder bei der jüngeren Generation auch auf der Playlist mitlaufen, verleihen ihren Zeilen eine akustische Sinnlichkeit, die das bunte Dasein der Protagonistin ungemein plastisch werden lässt. Vor allem Leser, die einem ähnlichen Jahrgang angehören wie die Autorin, werden Parallelen zu ihrer eigenen Jugend finden. Ein ganz besonderes Erlebnis!

© by Ulrike Schmoller
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