Henri Gourdin: Das Mädchen und die Nachtigall. Urachhaus, 2020.
ISBN: 978-3-8251-7847-5
398 Seiten, EUR 25.--
Maria Soraya wird 1939 unter unmenschlichen
Bedingungen in einem Lager der Faschisten in Südfrankreich interniert.
Es ist ihre Rettung, dass Arbeitskräfte knapp sind, denn so wird sie
als Bäckereigehilfin in die Pyrenäen geschickt. Bei den Puechs muss sie
trotz ihrer Erschöpfung arbeiten, wird aber auch notgedrungen
aufgepäppelt. In der Schwiegertochter Agnès findet sie eine gute
Freundin, die sie vor zu vielen Anforderungen und den Anzüglichkeiten
des Bäckermeisters schützt. Es scheint wie ein Wunder, dass ihr
früherer Lehrer Pablo Casals in der Nähe ist und sie sich wieder
begegnen können. Seit Maria Casals als Kind spielen hörte, ist sie
seine Verehrerin und war seine Schülerin.„Pau“ spielt in Prades um
Spenden für die katalanischen Flüchtlinge zu sammeln und er spielt auch
für sie. Es dauert noch lange bis Maria, nach allem was sie erlebt hat,
auch wieder selbst zum Cello greift. Die politische Gefahr wird immer
größer, die Nahrungsmittel immer knapper und ob sie ihre große Liebe,
den Flieger Gérard wiedersehen wird, steht in den Sternen. Wird sie
Paus Einladung zum gemeinsamen Spielen für den Widerstand annehmen?
Maria
muss mit ihren traumatischen schmerzlichen Erinnerungen, dem
komplizierten sozialen Gefüge in ihrem Dorf und der bedrohlichen
politischen Situation fertig werden. Die Musik bildet für sie einen
Rettungsanker, den sie jedoch nur zögerlich ergreifen kann, da sie die
erhabene Schönheit nicht mit den Kriegswirren zusammen bringen kann.
Als Leser kommt man Maria sehr nahe und man begleitet sie gerne hoffend
und bangend dabei, wie sie sich ihr Glück zurück erobert.