Dieses Buch hat mich aus zwei Gründen interessiert. Wir probieren gerade die vegane Küche aus und sind auf der Suche nach interessanten Rezepten. Außerdem lieben wir Skandinavien. Im Hinterkopf hatte ich vor dem Aufschlagen des Buches nicht viel mehr als Lachs, Knäckebrot und Fischklößchen und war gespannt, was Camilla Jensen auftischt. Ihre schönen Fotos im Vintage-Stil nehmen einen sofort mit auf die Reise. Mal sind die Farben intensiv, mal wie mit Kalkfarbe überzogen oder schwarz-weiß und ihr Spiel mit der Tiefenschärfe rückt das Wesentliche in den Blick. Es ist ein Vergnügen die kunstvoll arrangierten Bilder anzuschauen. Dazu schreibt Camilla Jensen ihre ganz persönlichen Kommentare und erzählt aus ihrer Kindheit oder von ihren Erlebnissen im Zusammenhang mit einem Rezept. Sie überzeugt mit ihrer Einstellung zur Entschleunigung und zur qualitativ hochwertigen Auswahl von biologischen, regionalen und saisonalen Produkten, die sie mit traditionellen Werkzeugen zubereitet, zum Beispiel mit ihrem gigantischen Mörser mit dem Namen Krösamaja. Selbst ist die Autorin auf den Bildern allerdings nicht zu sehen und sie wird auch nicht weiter vorgestellt, das habe ich etwas vermisst. Was die Auswahl der Rezepte betrifft, war ich überrascht. Im Register kann man anhand von Symbolen nachschauen, ob ein Rezept, vegetarisch, vegan oder glutenfrei ist, wobei es wäre manchmal praktisch wäre, diese Angabe auch direkt auf der Rezeptseite zu finden. Wer Zimtschnecken und Fruchtsuppe erwartet hat, wundert sich vielleicht, dass Camilla Jensen nur wenig wirklich nordische Rezepte vorstellt. Vielmehr zeigt sie uns ihre ganz persönlichen Lieblingsrezepte, die aus der ganzen Welt stammen. Sie sind exotisch, mediterran, östlich, amerikanisch oder indisch und laden auf jeden Fall zu spannenden neuen Geschmackserfahrungen ein. Damit löst sie den Untertitel „Meine vegetarische und vegane Küche“ ein und auch die „Nordische Lebenskunst“ enthält sie uns durch ihre Textbeiträge nicht vor. Nur sollte man daraus nicht auf nordische Rezepte schließen. Unsere Erwartungen haben sich also insofern erfüllt, als wir viele neue vegane Ideen bekommen haben und dass wir beim Lesen und Blättern ganz in Camilla Jensens Küche in Norwegen sein durften. Dort riecht es nach Holunderblüten, Linsen und Knoblauch, Olivenöl und Safranbirnen. Lecker!