Erich Kästner: Der Herr aus Glas. Atrium, 2015.
ISBN: 978-3-85535-411-5
304 Seiten, EUR 22,99
So kurz diese Erzählungen sind, so viel geschieht doch in ihnen und so vielfältig sind sie in ihrer Art. Man weiß nie, was einen in der nächsten Geschichte erwartet. Geht es um eine armselige zerbrochene Gestalt, der das gesellschaftliche Ansehen verwehrt blieb, die bittere Not leidet oder mit einer Unterbrechung ihres Alltagstrotts nicht zurande kommt? Zerreißt es einem das Herz, wenn ein Kind um seine Mutter trauert? Folgt eine Münchhausen- oder Eulenspiegelgeschichte wie die von Amfortas Kluge, in der es stechende Rücktrittbremsen gibt? Die kleinen Verlogenheiten und Tricks tragen zur Belustigung bei, wenn jedoch eine Truppe Filmschauspieler in ihren Nazikostümen Ernst macht, gibt es nichts zu Lachen. Immer stehen die Menschen mit ihren kleinen und großen Macken im Mittelpunkt, die Kästner gerne überzeichnet, und kaum einmal glücklich enden lässt. Es ist hochspannend, diesen neuen Kästner zu entdecken und sich in seine Werkstatt zu begeben.