Günther Dellbrügger ist sich dessen bewusst, dass die Menschenweihehandlung vom gesprochenen Wort lebt. Sie wird nur durch den lebendigen Vollzug real und das immer wieder neu. Im Bemühen des Zelebrierenden "gut" zu sprechen, wird etwas vom Klang des Sprechens Christi hörbar. Dellbrügger führt genauer aus, was damit gemeint ist. So kann man die Menschenweihehandlung über Jahrzehnte mitvollziehen, wobei sich die einleitenden Episteln immer mehr im Ätherleib einprägen und in der Geistesgegenwart wieder erkannt werden. Nun ist es richtig, dass sich die Zeiten geändert haben und auch eine andere Herangehensweise zulassen oder sogar fordern: das verstehende Geistbewusstsein. Seit geraumer Zeit sind die Episteln schriftlich und medial nachzulesen und damit in tote Buchstaben gebannt. Nun liegt es in der Verantwortung des Zeitgenossen, sie in der richtigen Weise zur Auferstehung zu bringen in der gedanklichen Beschäftigung. Deshalb hat es sich der Autor zur Aufgabe gemacht, alle Episteln durch das Kirchenjahr zu erläutern. Das tut er mit poetischen Überschriften, Zitaten aus dem Evangelium, der Philosophie und dem Werk Rudolf Steiners und er legt Hintergründe offen. Dabei bewegt er sich zwischen klarem Kopf und eben jenem Herzland, das er nach Paul Celan benannt hat. Herausgekommen ist kein kurzweiliger Ratgeber sondern ein tiefgründiger Begleiter durch viele Jahresläufe hindurch, an dem man lange intensiv arbeiten kann. Deshalb eignet sich das Buch auch hervorragend als Gesprächsgrundlage für Arbeitskreise. Den Abschluss bilden Ausführungen Rudolf Frielings zu den Episteln. Ein wichtiges Buch für alle, die die Menschenweihehandlung kennen oder besser verstehen möchten.