Auf den ersten Blick denkt man bei Roswitha Paetels Objekten mitnichten an Papier. Sie wecken eher Assoziationen mit Stein, Beton oder Keramik. Das mag an der Zusammensetzung das Materials "Pulp" liegen, das aus recyceltem Papier besteht, das je nach der Menge der zugesetzten Kreide heller oder dunkler erscheint, versetzt mit Kleister und Leim, die aus dem Ganzen eine gut formbare und schließlich feste Masse bilden, die beliebig abgeformt, geschliffen, grundiert und lackiert werden kann. Großzügige Skulpturen auf Drahtbasis sind ebenso möglich wie Ummantelungen von Metallobjekten. Aus Abformungen von Bällen werden Schüsseln und Lampenschirme, aus Joghurtbechern Vasen, es kann Wandschmuck und Spielzeug hergestellt und praktisch jeglicher künstlerischen Idee Ausdruck verliehen werden. Anders als die filigranen Arbeiten aus dem Papieratelier von Marlis Maehrle (bei litterula so26) haben die von Roswitha Paetel handfesten Charakter und
sind raumgreifender. Anfänger leitet sie mit großformatigen Bildern zu ersten Versuchen an um dann im Kapitel Profession unter dem Motto "Unmögliches wird möglich" schwierigere Techniken einzuführen. Sie verhehlt nicht, dass die Herstellung von Pulp Know-How und Kraftaufwand erfordert, weshalb sie viele hilfreiche Tipps vermittelt.
Ob einem am Ende der Stil von "Papieratelier" oder der von "Pulp Art" mehr zusagt, muss jeder selbst entscheiden. Die Herangehensweise ist jeweils völlig unterschiedlich. Der "Pulp-Art" sieht man den dahinter liegenden Zen-Gedanken an, der die Formen auf das Wesentliche reduziert, aber auch etwas Sprödes an sich hat. Pulp ist ein wunderbares Material für Schule und Therapie und eine Entdeckung wert.