Hannelore Ingwersen: Ich entscheide mich für die Liebe. Verlag Urachhaus, 1998. 200 Seiten, DM 28.-- |
In ihrem Buch "Ich entscheide mich für die Liebe" schreibt Hannelore Ingwersen darüber, wie sie zwei ihrer Kinder verliert, eines im Alter von fünf Tagen und eines während der Schwangerschaft. Trauer, Schuldgefühle und Verdrängungsmechanismen stellen sich ein, die dem wachen Bewußtsein anfangs noch gar nicht zugänglich sind. Gleichzeitig gerät sie in dieser Lebensphase in eine intensive Auseinandersetzung mit ihren Lebenspartnern und muß sich auch in diesem Bereich mit Trennung beschäftigen. Beruflich und von der Wohnsituation her begibt sie sich immer wieder erneut auf die Suche nach ihrem Weg und löst sich aus alten Zusammenhängen. Teils widerstrebend, teils forsch läßt sie sich auf den schwierigen und schmerzlichen Weg der Aufarbeitung ihrer Erlebnisse ein, der sie bis an die Grenze ihrer Leidensfähigkeit bringt. Sie weicht den dunklen Erfahrungen nicht aus, sondern wagt es durch sie hindurchzugehen und den Schmerz zuzulassen. Eine Hilfe dabei findet sie in ihren Träumen, die sie mehr und mehr ernstzunehmen und als Botschaften des Geistigen einzuordnen lernt. Auch kann sie zahlreiche schicksalhafte Begegnungen und "Zufälle" als Wegweiser für ihre Entscheidungen sehen. So blickt sie schließlich mit Dankbarkeit auf diese schwierigen Jahre zurück.
Liebe Frau Ingwersen!
Am Ende Ihres Buches "Ich entscheide mich für die Liebe" nennen Sie die Zweifel, die sie beim Schreiben begleitet haben: ob Ihr persönliches Leben wirklich so an die Öffentlichkeit gehört, ob Ihr Leiden nicht im Vergleich mit dem Anderer unwichtig ist, und ob es gut ist, Ihre Wunden und Schwächen so offen zu zeigen.
Ich muß sagen, daß ich mir beim Lesen an einigen Stellen
tatsächlich so vorkam, als beträte ich das Allerheiligste eines Anderen
ohne dazu befugt zu sein, denn ich war nicht ganz ohne Neugierde. Gleichzeitig
fühlte ich mich aber in dieses Innerste eingeladen und willkommen, weil
sich von der ersten Seite an eine innige Vertrautheit einstellte, als wären
Sie eine gute Freundin, die eine Nacht lang bei unzähligen Tassen Tee aus
ihrem Leben erzählt. Selten habe ich mich einem Autor beim Lesen so nah
gefühlt und ich kann mich an keine so offene, mutige Autobiographie erinnern.
Dadurch daß Sie die nötige Distanz zu ihren Erlebnissen wahren und
sie objektiv schildern, wird einem soviel Intimität nicht zuviel und ich
hatte auch nicht den Eindruck, daß Sie sich auf einen Sockel stellen wollen,
sondern wirklich authentisch sind. Was den Umgang mit Lebenskrisen angeht, kann
man einiges von ihrem Bericht lernen, weil aus dem ganz Persönlichen vieles
herausleuchtet, das Allgemeingültigkeit hat. Ich finde ihr Buch wichtig
und empfehlenswert, denn wie Sie selbst sagen: "Wo können wir uns tiefer
und echter begegnen? Wie lernen wir sonst, was Mensch-Sein alles bedeutet? Wo
lernen wir Mitgefühl, Verständnis? Wie können wir sonst lernen,
wirklich Menschen zu werden?" (S.193). Wie recht Sie haben!