LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de

Die Wortschöpfung Kinder-Garten stammt von Friedrich Fröbel und was könnte man Kindern Besseres wünschen als so ein kleines Paradies direkt vor der Haustür. Einen Außenbereich hat heute jede KiTa, so dass von Bohnen im Blumentopf bis hin zu Kinderbeeten und der eigenen Kartoffelernte vieles möglich ist. Zusätzlich zu dem Potential der Waldkindergärten eröffnet das Gärtnern noch ganz andere Perspektiven: neben den motorischen, sozialen und kreativen Entwicklungschancen werden beim Säen, Pflanzen und Ernten unmittelbar die Lebenszusammenhänge sichtbar und sie sprechen sich mit noch um einiges deutlicheren Ernsthaftigkeit von selber aus. Wird das Notwendige nicht getan oder die Wetterbedingungen sind schlecht, gedeiht das Gepflanzte nicht und die Ernte bleibt aus. Über das Jahr können die Kinder in den Lebensstrom des Werdens und Vergehens eintauchen und alle Jahreszeiten mit ihren Besonderheiten und allen Sinnen durchleben. Im zupackenden Tun erfahren sie ihre Selbstwirksamkeit, verlieren ihre Scheu vor dem Dreck und lernen die Welt durch Ausprobieren zu verstehen. Dass es dabei auch manche Schramme, Zeiten der Langeweile und des Scheiterns gibt, trägt zusammen mit der Entschleunigung und dem Staunen über die Lebensprozesse zu einer Heilsamkeit bei, die nicht umsonst auch für therapeutische Projekte genutzt wird. Hier wird richtig gearbeitet, beobachtet und das Geerntete in vielfältiger Weise verarbeitet und haltbar gemacht. Alles Tun ist sichtbar und nachvollziehbar. Sandra Küchlin hat nun zu diesem Thema zahlreiche Beiträge gesammelt. Neben ihre eigenen Erfahrungen stellt sie Interviews mit Initiativen, die bereits mit Kindern gärtnern, sei es im Ausflugs-, im Jurten-, im Hofkindergarten, im Zu-Hause-Garten oder im Bienengarten. Sie berichtet von der Sozialen Landwirtschaft, der Ernährung und der Qualität des Tageslichts im Unterschied zum Kunstlicht, vom Malen, Fotografieren und Färben und der Biografiearbeit. Dabei bleibt sie ganz nah am Leben, so dass sich die Sinnesfreude der kleinen und großen Gärtner erspüren lässt. Hier findet das wahre Leben statt und darum geht es für Kinder und Erwachsene: „miteinander eine richtig gute Zeit zu haben.“