In über dreißig Jahren Familienleben hat sich unsere Krippenlandschaft
unter dem Baum immer wieder verändert. Statt der ersten Tonfiguren, vom damals
damit Beschenkten liebevoll „Froschkönige“ genannt, fanden sich bald Maria,
Josef und Christkind aus Märchenwolle bei uns ein sowie drei Hirten, die sich
richtig hinknien können, und der Älteste fertigte einen gemütlichen grünen
Ochsen an. Die Königskrippe auf dem Jahreszeitentisch ist kleiner und die
Heiligen Drei Könige sind aus Holzfiguren gemacht. Zum Glück gab es das alles
auf dem Waldorfbasar, denn die Weihnachtsengel brauchen doch etwas irdische
Hilfe beim Herstellen der Figuren und ein paar halbwegs geschickte Hände, damit
keine Froschkönige dabei herauskommen. Hätte ich nur damals schon das
Krippenfigurenbuch von Viola Ulke gehabt, aber die erste Auflage erschien erst
2008. Darin zeigt sie, wie sich große Figuren mit Hilfe von Drahtgestellen und
Stoff anfertigen lassen. Wenn das Geheimnis erst einmal gelüftet ist, wie der
Draht im Inneren gebogen werden muss und wie der Kopf aufgebaut wird, scheint
das Ganze gar nicht mehr so kompliziert zu sein. Wer sich das noch nicht
zutraut, der kann mit der orientalischen Krippe beginnen, bei der die Menschen
aus Holzkegeln bestehen. Die Faszination liegt dabei auf den vielen kleinen
Details, mit denen sich die Kleider und die Umgebung ausschmücken lassen.
Hierbei können auch die älteren Kinder mithelfen und allerlei Ideen selbst beitragen,
indem sie kreativ Dinge upcyceln. Für ihre kleinen Kinder müssen die Eltern
fein abspüren ob diese eine Krippe brauchen, die zum ehrfürchtigen Staunen
einlädt oder ob die Figuren auch in die Hand genommen werden dürfen um die
Weihnachtsgeschichte nachzuspielen. Mit der orientalischen Krippe ginge das, da
sie recht robust ist. Die großen Figuren sind hingegen nur zum Anschauen und
Eintauchen in die einzelnen Szenen gedacht, wobei sich die Reise nach Bethlehem
zum Beispiel nach der Geschichte „Marias kleiner Esel“ oder „Das Licht in der
Laterne“ jeden Tag neu aufstellen lässt. Durch die Nahaufnahmen wirken die
Fotos im Buch so echt, dass man jede Faser erkennen kann und sie sind
buchstäblich ins rechte Licht gerückt. Viola Ulke kann als gelernte Schneiderin
nicht nur bestens die Techniken des Nähens und Filzens vermitteln, sie klärt
die Leser auch über die Bedeutung der Farben und der Dinge auf und fügt
Schnittmuster und Materialkreise hinzu. Idealerweise werkelt man mit diesem
Buch nicht nur alleine vor sich hin, sondern trifft sich daheim oder in einem
Bastelkreis, so dass die Besinnlichkeit einkehren und mit dem Werden der Krippe
auch die Freude auf Weihnachten wachsen kann.