LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de © www.litterula.de
Von
der Ohmacht zur Handlungskompetenz

Klaus Kokemoor:
Von der Ohmacht zur Handlungskompetenz.

Psychosozial-Verlag, 2022.
ISBN: 978-3-8379-3145-7
186 Seiten, EUR 19,90

„Marte Meo“ heißt „aus eigener Kraft“, was diese stärkenbasierte Methode, die in diesem Fall zur Begleitung von Kindern mit herausforderndem Verhalten eingesetzt wird, treffend charakterisiert. Sie kommt aus den Niederlanden und wurde von Maria Aarts begründet. Der Autor dieses Buches ist Marte-Meo-Berater und nutzt die Videointeraktionsanalyse, wenn er von Kitas angefragt wird, die bei der Betreuung eines Kindes an ihre Grenzen geraten. Mit Hilfe der objektiven bewegten Bilder, die er von dem Kind und dessen Interaktionen bei der Teambesprechung zeigt, kann der sorgenvollen Anspannung und den negativen Erwartungen ein anderer Blickwinkel hinzugefügt werden. Dabei liegt der Ansatz auf den Stärken des Kindes wie der ErzieherInnen. In sehr anschaulichen und praxisnahen Fallbeispielen wird heraus gefiltert, welches Bedürfnis hinter dem Verhalten des Kindes steckt und welche Signale es sendet. Diese werden vom Erwachsenen bejahend aufgenommen und gespiegelt sowie mit Tönen und Sprache begleitet. Das Kind erfährt Resonanz und Selbstwirksamkeit. Wichtig ist, dass sich der Erwachsene gerade in positiven Momenten dem Kind zuwendet. Kokemoor erläutert das „Dreiraumprinzip“, den Unterschied zwischen „Folgen/Begleiten“ und „Lenken/Leiten“ sowie die „reine Beobachtung“ als Grundprinzipien von Marte-Meo. Was die Lektüre jedoch so beglückend macht, ist die zugrunde liegende positive Haltung, die alle Veränderungen erst ermöglicht. Auf den Videos lassen sich genauste Wahrnehmungen festhalten, sie sprechen für sich und sind eine hervorragende Gesprächsgrundlage um in der Dienstbesprechung einen Lösungsweg für das Kind heraus zu arbeiten.

Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen und ich kann es nur allen ErzieherInnen wärmstens empfehlen. Es kommt direkt aus dem Kitaalltag und vermittelt ein Handwerkszeug, dass jeden Tag angewendet werden kann. Es liest sich zudem flüssig wie Öl und verbreitet die Gewissheit, dass sich die Ohnmacht gegenüber Kindern mit herausforderndem Verhalten tatsächlich in Handlungskompetenz verwandeln lässt. Wir schaffen das „aus eigener Kraft“.

© by Ulrike Schmoller
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