Es
gibt ja nicht nur neugeborene Babys, sondern auch neugeborene Eltern.
Wenn sich nur das Elternsein schon einmal üben ließe, bevor
das Baby tatsächlich da ist! Ich erinnere mich an einen Film, in dem
die Jugendlichen rund um die Uhr eine Tüte Mehl betreuen mussten.
Noch besser wäre vielleicht ein rohes Ei geeignet, das vorsichtig
getragen und immer schön warm gehalten werden muss. Und dann ist das
Baby da und auf einmal haben die Eltern ein kleines Wesen im Arm, das
zwar so zerbrechlich ist wie ein Ei, das aber auch lautstark
mitteilt, wenn es deren Hilfe braucht. Nun ist es an den Eltern
zuverlässig zur Stelle zu sein, die Signale des Neugeborenen zu
entschlüsseln und sein Bedürfnis nach Nahrung, Nähe oder Pflege
unmittelbar zu stillen. Eltern und Baby treten in einen Dialog und
wenn daraus die verlässliche Erfahrung entsteht, dass auf das Äußern
eines Bedürfnisses eine rettende Reaktion folgt, wird das Kind
Urvertrauen und eine sichere Bindung zu seinen Eltern entwickeln. Den
detektivischen Spürsinn und die Feinfühligkeit für die Nöte des
Babys können die Eltern nur um Zusammenspiel mit ihrem Baby und
praktische Erfahrung lernen. Damit dieser Prozess nicht zum
erschöpfenden Eiertanz wird, können sie sich bei Käthe Bleicher
schon einmal einige gute Tipps abholen. Sie erklärt wie eine gute
Bindung entsteht und wie sich das Gespräch mit dem Baby feinfühlig
gestalten lässt, zum Beispiel als „achtsame Wir-Zeit“ beim
Wickeln, während der die Pflege des Kindes sprachlich begleitet und
ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt wird, auch mitten im
Alltagstrubel. Ganz im Sinne von Emmi Pikler wird das Kind aktiv in
die Abläufe einbezogen. Nach dieser Nah-Beieinander-Zeit wird das
Kind dann gerne wieder zufrieden eine Weile das Bei-sich-sein
auskosten können. Durch eine unterschiedliche Atmosphäre in der
Nacht lernt das Baby langsam einen Tag-Nacht-Rhythmus zu entwickeln.
Bald wird es aus dem Hafen seiner sicheren Bindung heraus immer
weiter in die Welt ziehen, seinen Eigensinn erproben und
gegebenenfalls auch in die Fremdbetreuung gehen. Bei all dem dürfen
die Eltern die Selbstfürsorge nicht vergessen und sich nicht
scheuen, bei Erschöpfung um Entlastung zu bitten. Käthe Bleicher
ermutigt zu Gelassenheit und dem Zulassen von Fehlern, denn perfekte
Eltern gibt es nicht. Wenn sie aber in gutem Dialog mit ihrem
Sprössling bleiben, kann die Beziehung immer weiter wachsen. Ihr
Büchlein ist für Anfänger ein guter Einstieg in die Basics der
Kinderpflege und vermittelt den Eltern Sicherheit beim Start in das
Abenteuer Familie.