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Käthe Bleicher:
Sicher eingewöhnen.
Freies Geistesleben, 2020.
ISBN: 978-3-7725-2674-9
187 Seiten, EUR 19.-- |
Babys im Krabbelalter lieben das Kuckuck-Spiel. Wie
groß ist die Erleichterung, wenn die Mama (oder ein anderer
Lieblingsmensch) hinter dem Tuch wieder hervor kommt! Es funktioniert
sogar mit den eigenen Händchen auf den Augen. Zuerst ist da ein
bisschen Angst und dann ganz viel Wiedersehensfreude und damit ist
dieses Spiel ein wunderbares Training für größere Trennungen und
Abschiede, etwa wenn die Mama den Raum verlässt. Da ein kleines Kind
noch ganz im Moment lebt, kann es noch nicht absehen, dass die
Abwesenheit der Bezugsperson nur vorübergehend ist. Doch mit jedem
Wiedersehen wächst die Gewissheit, dass die Mama immer wieder kommt.
Bis dahin ist es auf dem Schoß vom Papa oder der Oma eigentlich auch
ganz nett. Mit einem Jahr hat das Kind schon gelernt, dass es neben der
Mama durchaus noch andere „Liebhaber“ geben kann. Nun soll es in die
Krippe kommen. Dort ist alles fremd und anders als daheim, die reinste
Geisterbahn. Glücklicherweise ist die Mama auch mitgekommen in diesen
Rummel. Sie sitzt dort immer auf dem gleichen Platz und wenn es auf
ihren Arm langweilig wird, darf das Kind auf Erkundungstour gehen und
jederzeit wieder in den sicheren Hafen zurück kehren, wenn es doch zu
spannend werden sollte. Da ist auch so eine nette Frau, seine
„Bezugserzieherin“, die immer mal wieder auf ein kleines Spielchen
vorbeischaut. Irgendwann wird sie der Mama vielsagend zuzwinkern,
worauf die auf einmal ganz dringend auf die Toilette muss und auch wenn
sie dem Kind versichert, dass sie gleich wieder da ist, bricht die Welt
zusammen und der Neuling zerfließt in Tränen. Wie gut, dass die nette
Frau sich mit dem Trösten und Ablenken gut auskennt. Da kommt auch
schon die Mama wieder. Jeden Tag geht es ein bisschen länger ohne sie
und nach sechs bis acht Wochen hat sich das Kind „sicher eingewöhnt“
und in der Krippe sein zweites Zuhause gefunden.
Damit die Eingewöhnung tatsächlich zum Kinderspiel wird, sollte der
Schritt auf jeden Fall gut vorbereitet werden. Eine Hilfe kann dabei
dieses Buch von Käthe Bleicher sein, in dem sie ihr Konzept „Sicher
eingewöhnen“ genau vorstellt. Die Autorin gibt viele erprobte
Ratschläge, etwa für das Aufnahmegespräch, den Elternabend, einen
Interviewbogen und den Hausbesuch, und geht zugleich ausführlich auf
die verborgenen Emotionen ein, die den Trennungsprozess begleiten und
ihm im Wege stehen können. Wenn einem die möglichen Fallstricke schon
vorher bewusst sind, lassen sie sich leichter umgehen. Sie
sensibilisiert für die Lage von Kind, Eltern und Erzieherin und weist
darauf hin, wie wichtig genügend Zeit, ein waches Auge für die Signale
des Kindes, eine positive Haltung und die Handlungssicherheit der
Erwachsenen sind, damit das Vertrauen in die neue Umgebung langsam
wachsen kann. Sie lotet das Thema in alle Richtungen aus und will ein
Konzept anbieten, das flexibel an die Bedürfnisse des Kindes angepasst
werden kann. Mit dieser Methode und diesem Buch kann bei der
Eingewöhnung wirklich nichts mehr schief gehen.