Um
die Handgestenspiele von Wilma Ellersiek habe ich lange einen Bogen
gemacht, schienen sie mir doch spröde und nur mit viel Übung zu
erlernen. Erst als ich sie auf einer Fortbildung tatsächlich erleben
konnte, wurde mir deutlich, was für einen großen Schatz sie
darstellen. Ingrid Weidenfeld hat sich des Wirkens von Wilma
Ellersiek (1921-2007) angenommen, um in Workshops und über Bücher
das Wissen rund um diese Handgestenspiele weiter zu geben. Den beiden
Sammlungen „Handgestenspiele Reigen und Lieder“ zum Frühjahr und
Sommer und zum Herbst und Winter gehen jeweils erläuternde
Einführungen voraus. Jakob Streit sagt darin, die Kinder könnten
durch sie „mit den Fingeraugen gucken lernen“. Die Gesten
zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Natur phänomenologisch und
damit wahrhaftig und sachlich abbilden. Der Erwachsene ist als
„Vorahmer“ aufgerufen, sich die einzelnen Spiele exakt nach den
Angaben und innerlich von Liebe und Sympathie getragen stetig zu
erarbeiten und unermüdlich an der Sprachmelodie und den Gebärden zu
feilen. Das rhythmisch-musikalische Eintauchen in den
Lautfindungsprozess führt zu einem kreativen und künstlerischen
Umgang mit der Sprache. So kann eine gesunde Ehrfurcht bei den
Kindern wachsen. Des Weiteren wird auf die Quintenstimmung und die
Pulsation sowie die Verwendung von Choroi-Instrumenten eingegangen.
Auf den zahlreichen Fotos von Charlotte Fischer lässt sich die
Begeisterung und das Eintauchen der Kinder sehr schön sehen.
Die
Beschreibungen der einzelnen Handgestenspiele enthalten schraffierte
Schwarz-Weiß-Zeichnungen jeder Geste samt einer genauen Beschreibung
ihrer Ausführung sowie die dazu gehörenden Lieder. Über jede Geste
lässt sich extra staunen. Hier tut sich ein unglaublicher Reichtum
auf. Für alle, die mit Kindern zu tun haben und sich ernsthaft damit
befassen, sind die Handgestenspiele von Wilma Ellersiek pures Gold.
Sie sind humorvoll, frisch und wesentlich und können die
Sprachentwicklung von Kindern nachhaltig fördern.