Was wünscht sich ein Neugeborenes, damit es sich rundum wohlzufühlen kann? Nun, die Milchbar sollte gut ausgestattet und zudem ein umfassendes Wellnessprogramm bereitgestellt werden: eine kuschelig vorgewärmte Wiege, eine locker sitzende Umhüllung aus Wolle und natürlich große warme Hände, die einen am Herzen tragen. Über die Wärme wird es dem Ich leicht gemacht, diesen neuen kleinen Leib bis zur letzten Faser zu ergreifen. Durch diese freundliche Einladung wird er lernen, seine Körpertemperatur zu stabilisieren und bis zum 10. Lebensjahr seinen Wärmesinn so zu schulen, dass er zuverlässige Rückmeldungen über das eigene Empfinden abgibt. Der Energiehaushalt wird sich einpendeln, die emotionale Wärme in der Begegnung erfahren und das Feuer der Begeisterung entdeckt werden. In Krisenzeiten und an Entwicklungsknotenpunkten kann es nötig sein, dass das Ich als Hilfe von außen ein tüchtiges Fieber schickt, um den Inkarnationsprozess noch besser zu unterstützen. Dann ist es gut, wenn diese gesunde Reaktion in aller Ruhe ablaufen darf. Die Vollversorgung nimmt zu Gunsten der Selbstwahrnehmung immer mehr ab. Das Ziel ist ein elastischer Wärmeorganismus, der sich an die Umweltbedingungen ideal anpassen kann. Gelingt das nicht vollständig, stehen verschiedene anthroposophische Therapiemethoden zur Wahl.
Der niederländische Kinderarzt Edmund Schoorel möchte mit diesem Buch Eltern darauf aufmerksam machen, wie wesentlich die Wärme für ein gesundes Aufwachsen ist. Die Intuition dafür geht ja heute zunehmend verloren. Dabei orientiert er sich an der Viergliedrigkeit der Anthroposophie, die er in Beziehung zu den Lebensprozessen und den vier Elementen stellt. Er setzt direkt am Alltag an und vermittelt medizinisches und pädagogisches Wissen auf eine gut verständliche und überzeugende Art, indem er Beispiele einbezieht und Textstrukturen erläutert. Lediglich seine Wertung der Bekleidungsqualität gerät allzu dogmatisch. Dass für Seide die Kokons unter Umständen mit den lebendigen Raupen gekocht werden oder dass es Baumwolle in Bioqualität gibt, erwähnt er nicht. Eine gute Funktionsjacke für ein Waldkindergartenkind würde er völlig ablehnen. Die Eltern werden hier ihren Weg zwischen Ideal und Wirklichkeit finden müssen. Mit diesem Buch sind sie auf jeden Fall schon mal gut dafür ausgerüstet.