LITTERULA - REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller

Die Lerntherapie basiert auf der Erkenntnis, dass es bei schwerwiegenden Lernentwicklungsstörungen nicht ausreicht, den Stoff nachzuarbeiten oder Lerntechniken zu erarbeiten, sondern dass ganzheitlich die Persönlichkeit des Betroffenen sowie dessen Umfeld mit einbezogen werden müssen. Elemente aus der Heilpädagogik, der Neuropsychologie der Lernpsychologie und der Psychotherapie werden interdisziplinär miteinander verbunden, so dass nicht nur funktional und korrektiv, sondern auch personal gearbeitet werden kann, damit sich die Persönlichkeit wieder erfolgreich realisieren kann. Da das Selbstempfinden eine zentrale Bedeutung für den Lernprozess hat, schafft der Therapeut durch seine Empathie eine sichere emotionale Basis als angstfreien Raum, in dem der Klient seine Identität aufbauen kann. Der Therapeut unterstützt dessen Selbstregulation ohne forcierend einzugreifen. Der vermeintliche Schutz durch die Blockade führt zur Vermeidung von Entwicklung und zum Gefühl der Fremdheit. Durch das Reassuring in der therapeutischen Beziehung können die Präsenz und die Funktionalität des Ich und damit der Zugang zur Lernmotivation wieder hergestellt werden. Die Diagnostik erlaubt die Einordnung in die richtige Therapiestufe nach dem Vierstufenmodell von Metzger und einen gelungenen Lernaufbau. Stufe Vier sieht auch die systemische Arbeit mit dem Umfeld vor.

Armin Metzger gibt uns einen umfassenden Einblick in die Lerntherapie. Er stellt die Grundprinzipien seiner Modelle vor und differenziert sie spiralförmig, eine lerntechnisch hervorragende Methode, da man sich durch die Wiederholungen alles gut einprägen kann. Abbildungen strukturieren die Vorgehensweise überschaubar und klar. Mit diesem Orientierungsrahmen lässt sich arbeiten. Sein großes Verdienst ist jedoch, dass er nicht nur trockene graue Formen anbietet, sondern sie sprachlich treffend und vielgestaltig beseelt. Exkurse und Beispiele, Zitate und poetische Bilder vermitteln, dass es in der Lerntherapie nicht nur um professionelles Wissen, sondern auch um „Regen, Wind und Sonne“ geht und dass Herz und Intuition dazu gehören. So kann man sich beim Lesen dieses Buches nicht nur Techniken aneignen, sondern sich vielmehr in die Grundhaltung einleben, die man zu einem gelingenden heilsamen Prozess braucht.