Ulrike Barth / Thomas Maschke (Hrsg.): Inklusion. Vielfalt gestalten. Ein Praxisbuch. Freies Geistesleben, 2015.
ISBN: 978-3-7725-1415-9
809 Seiten, EUR 39.-- (ab X J.)
Das Thema Inklusion ist hochaktuell. Wie kann die Waldorfpädagogik den anstehenden Paradigmenwechsel vollziehen und welche Initiativen gibt es bereits? Mit diesem Buch liegt nun eine umfassende Arbeitsgrundlage vor. Ulrike Barth und Thomas Maschke haben, ausgehend von dem Kongress „Vielfalt gestalten“ 2013 in Berlin, eine Fülle von Artikeln gesammelt, die so verschieden sind wie die Menschen, um die es bei der Inklusion geht. Sie geben einen einführenden und gesamtgesellschaftlichen Überblick darüber, was die Umsetzung der UN-Konvention bedeutet, und gehen dann ganz konkret und praxisorientiert auf die besonderen Gegebenheiten der Waldorfpädagogik ein, für die die Teilhabe für alle Idee und Ideal zugleich ist. Für die Waldorfpädagogik kann die Inklusion den Anstoß zu einer Neuschöpfung von innen heraus und zu einem weiter greifenden Kulturimpuls bieten. Die Autoren gehen darauf ein wie durch Differenzierung, neue Unterrichtsformen, Teamteaching und Entwicklungsorientierung ein Unterricht auf Grundlage des Waldorflehrplans gelingen kann, der jedem einzelnen Schüler mit seinen Bedürfnissen und Stärken gerecht wird wird und ihm seinen individuellen Zugang zum gemeinsamen Stoff verschafft. Dabei stehen der Waldorfpadägogik etwa mit dem pädagogischen Gesetz, der Kinderbesprechung und der Rhythmisierung bewährte Ansätze zur Verfügung. Der Lehreraus- und Fortbildung sowie dem Aufbau von unterstützenden Netzwerken kommt eine große Bedeutung zu. Die positiven Erfahrungen der bereits inklusiv arbeitenden Waldorfschulen sind ermutigend, wie die vielen Berichte und Beispiele aus deren Alltag belegen. Alle Schulen, die sich neu an eine inklusive Struktur heranwagen wollen, finden in diesem Buch Informationen über die finanziellen und rechtlichen Gegebenheiten in ihrem Bundesland und darüber wie der „Index für Inklusion“ als Handwerkszeug für die Schulentwicklung genutzt werden kann. Auch die Widerstände und Grenzen müssen in die Arbeit einbezogen werden und kommen in einigen Beiträgen ehrlich zur Sprache.
Es ist ein großer Verdienst der Autoren, dass sie so eine Menge an Material zusammengetragen haben. Dadurch kann sich jeder Leser dem Thema mit seinem Schwerpunkt, dem ihm liegenden Schreibstil und auf seinem Wissensstand nähern. Die Buntheit der Artikel spiegelt die Lebensnähe der Inklusion und das Prozesshafte, das der aktuell anstehende Umbau mit sich bringt. Dieses Buch verändert die Einstellung zur Heterogenität in den Köpfen und zeigt wie sie sich leben lässt.