Sprachentwicklungsstörungen sind für Eltern oft der Anstoß zur Therapie, denn sie werden frühzeitig bemerkt. Dann muss die möglichst differenzierte Diagnose eines erfahrenen Therapeuten erfolgen, der aus den vorhandenen Gegebenheiten einzuschätzen versucht, ob es sich um einen Spätzünder handelt, der in einigen Monaten von sich aus zu sprechen beginnt oder ob eine zeitnahe Behandlung sinnvoll ist. Diese erfolgt ganzheitlich und systemisch im Familienzusammenhang. So können Bindungsstörungen und Ambivalenzen zwischen Symbiosewunsch und Autonomiestreben anhand des Trennungsverhaltens in der Therapiesituation bearbeitet werden, in der die Logopädin als "Fremde" etwas verändern kann. Im Spiel gewinnt sie das Vertrauen des Kindes und bemerkt, an welcher Stelle das Sprachverstehen oder die Interaktion gestört sind. Sie vermittelt ihm bessere Strategien des Nachfragens, zeigt ihm über den triangulären Blickkontakt wie Worte zum Medium des Mitteilens werden, spiegelt seine Emotionen und führt es über das Symbolspiel immer weiter in die Weltexploration und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Parallel dazu wird in Elterngesprächen mit einem lösungsorientierten Ansatz und in der Supervision die Entwicklung des Kindes beleuchtet.
Die Autoren schreiben praxisnah und mit vielen Fallbeispielen aus ihrem Schweizer Frühförderungskonzept. Sie stellen die komplexen Zusammenhänge ausführlich dar und bieten damit hochinteressante neue Erkenntnisse für Logopädinnen und Erzieherinnen, aber auch einen Einblick für betroffene Eltern.