Remo Largo: Wer bestimmt den Lernerfolg?
Beltz, 2013.
ISBN: 978-3-407-85983-9
111 Seiten, EUR 9,95
Der bekannte Kinderarzt und -Forscher Remo Largo dokumentiert seit drei Jahrzehnten die Entwicklung von Kindern. Eine neu erschienene Studie (Hattie 2013), die über zwanzig Jahre lang 800 Probanden begleitete, liefert nun neue Ergebnisse zum Lernerfolg. Die Hälfte hängt von den mitgebrachten Anlagen der Schüler ab, wobei das individuell erreichbare Optimum weitgehend festgelegt ist und die Umwelt nur dahingehend helfen kann, es ganz auszuschöpfen. Der zweite wichtige Faktor ist die Person des Lehrers mit seiner Fähigkeit, eine gute Beziehung und ein positives Lernklima herzustellen. Interessant ist, dass Hausaufgaben, Unterrichtsstil, Noten und Klassengröße keine weitere Bedeutung für den Lernerfolg haben, Fernsehen und Sitzenbleiben sich aber negativ auswirken. Am Ende bleibt eine große Variabilität bestehen, die Remo Largo ausdrücklich begrüßt. Es gehe darum, jedem Kind dabei zu helfen, sein angelegtes Wesen zu entfalten, statt über die Defizite zu jammern und alle "normal" machen zu wollen. Besonders hebt er hervor, dass man einem Kind nichts beibringen kann, für das es noch nicht reif ist, jedes müsse in seinem individuellen Tempo lernen dürfen. Kinder, die beim Lernen nicht still sitzen müssten, zeigten bessere Leistungen. Largo wünscht sich autonome Schulen, Hausbesuche durch die Lehrer und dass die Kinder viel mit anderen zusammen sein können, um voneinander zu lernen.
Es ist verblüffend, wie genau sich Largos wissenschaftliche Ergebnisse mit der Praxis der Waldorfschulen decken. Viele seiner Wünsche werden dort schon lange umgesetzt, etwa bei der individuellen Ausrichtung am Kind oder im bewegten Klassenzimmer. Es ist zu hoffen, dass Remo Largos Ausführungen weiträumig gehört werden und das Umdenken in der Schullandschaft weiter befördern.