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Reiner Bahr:
Igelkinder.

Patmos, 2013.
ISBN: 978-3-8436-0330-0
140 Seiten, EUR 14,99

Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus, die sich als "Störung der sozialen Einordnung und der Interaktion" äußert. Schon als Kleinkinder sind die Betroffenen eigenwillig und motorisch ungeschickt. Sie nehmen keinen Blickkontakt auf und fallen sprachlich aus dem Rahmen. Ihr Spielen ist oft stereotyp, ihr Empfinden widersprüchlich und trotz durchschnittlicher Intelligenz kommt es oft zu Missverständnissen und Konflikten mit den Mitmenschen, weil die Kinder die Absicht des anderen einfach nicht verstehen können. Sie sind so stark in ihren Eigen- und Spezialinteressen verhaftet, dass sie sich nicht in den anderen hineinversetzen können. Das hat weit reichende Folgen. Durch die fehlende Nachahmung kann sich das Kind nicht selbstverständlich am Erwachsenen orientieren, und es kommen kaum So-tun-als-ob-Spiele und praktisch keine Rollenspiele zustande, wodurch ein wesentliches soziales Lernfeld wegfällt. Eine Ursache könnte bei den Spiegelneuronen liegen. Die Kinder reagieren mit Verunsicherung und Verwirrung und flüchten sich in das Bekannte, was sie unflexibel werden lässt. In der Schule haben sie oftmals Schwierigkeiten mit der Schreibtechnik und dem Textverständnis, und sie werden leicht zu Mobbingopfern, da sie gerne viel und an den anderen vorbeireden. Oft treten Co-Symptome wie ADHS und Depressionen auf. Reiner Bahr zeigt, wie Eltern und Betreuer Kindern mit Asperger helfen können. Das Akzeptieren des eigentümlichen Spielverhaltens kann allmählich zu einer Erweiterung des Repertoires führen. Durch bewusste Gestik und Mimik, klare Kommunikationsregeln und Strukturierung ihrer Aufgaben können diese Kinder lernen, ihre Aufmerksamkeit zu lenken, wirklich zuzuhören und ihr Gegenüber besser einzuordnen. Bahrs Tipps sind sowohl für Erzieherinnen und Lehrer wie auch für die Eltern ein hilfreicher Schlüssel zum Verständnis des Asperger-Syndroms.

© by Ulrike Schmoller
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