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Jesper Juul:
Wem gehören unsere Kinder?
Dem Staat, den Eltern oder sich selbst?
Ansichten zur Frühbetreuung.

Beltz, 2012.
ISBN: 978-3-407-85970-9
37 Seiten, EUR 4,95

Wem gehören unsere Kinder? Die Antwort liegt bereits durch den Untertitel auf der Hand: natürlich nur sich selbst. Jesper Juul stellt die verschiedenen Ansichten zur Frühbetreuung vor und lässt sie sich selbst aussprechen. Die Frage, welche Betreuungsart die Beste für Kinder ist, beantwortet er nicht, denn es kann nur darum gehen, den besten Platz für ein bestimmtes Kind zu finden, und diese Entscheidung können nur die Eltern selbst treffen. Er listet auf, welche Interessen Eltern, Politik und Wirtschaft bezüglich der Frühbetreuung haben und wie Kinder zum Investitionsobjekt werden können. Aus der klammen Finanznot der Kommunen heraus wird oftmals die Quantität über die Qualität gestellt. Dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz stehen ein großer Mangel an gut ausgebildeten Erziehern und ein schlechter Personalschlüssel entgegen. Für Kinder aus dysfunktionalen Familien kann die institutionelle Betreuung durchaus ein Gewinn sein, Stress bedeutet sie in jedem Fall, da sie unausgesetzte Anpassungsleistungen erfordert. Juul ruft zu mehr Individualität und Orientierung am einzelnen Kind auf und ermutigt die Eltern, für ihre freie Wahl zu kämpfen.

Auf wenigen Seiten legt Jesper Juul eine Streitschrift vor, die so freilassend ist, dass man nicht über sie streiten kann. Und doch erhebt er deutlich die Stimme, um die Schattenseiten der institutionellen Frühbetreuung aufzuzeigen, die in der aktuellen Diskussion zu Lasten der Kinder meist verschwiegen werden. Der größte Gewinn dieser Schrift wäre, wenn nicht die verschiedenen Betreuungsarten an sich, sondern das Wohlfühlen der Kinder in den Vordergrund rückten - wo und wie auch immer.

© by Ulrike Schmoller
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