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Peter Singer / Dagmar Gosau:
Meine Lesefibel.

herausgegeben vom Verein zur Förderung und Erweiterung
hygienisch-therapeutischer Maßnahmen an Waldorfschulen e.V.
Heidenheim, 1999. 17 Seiten, neu aufgelegt

Viele Erstklässler können schon in der ersten Klasse lesen, auch wenn sie nur die großen Buchstaben gelernt haben. Was bietet sich ihnen für "Lesefutter" an? In der Stadt lesen sie vielleicht "AOK" auf einem Gebäude oder "CDU" auf einem Plakat und auf dem Frühstückstisch steht "KABA". Die Lesebücher der Waldorfschule setzen die Kleinbuchstaben voraus und auch die marktüblichen Bücher für Leseanfänger erschließen sich einem Waldorfschüler frühestens in der zweiten Klasse. Die Kinder erleben, dass sie etwas können, es fehlt ihnen aber die Möglichkeit diese Fähigkeit anzuwenden und zu üben. Statt Aha-Erlebnissen stellt sich Frustration ein und die Lust am Lesen wird erst einmal gebremst. Nicht alle Eltern machen sich die Mühe, zur Selbsthilfe zu greifen und für ihr Kind das erste Buch mit großen Buchstaben selbst zu schreiben, zumal eine pädagogisch sinnvolle Auswahl schwer zu treffen ist. Die Klassenlehrer stehen, wenn ihre Klasse soweit ist, dass mit dem Lesen begonnen werden kann, vor der Frage, ob dies mit einem selbstgeschriebenen Epochenheft geschehen soll oder mit einem "echten" Buch, was die Motivation steigert und den Kindern das "Ich kann lesen"-Gefühl noch nachhaltiger vermittelt. Nur gab es bislang kein Lesebuch, das nur mit Großbuchstaben arbeitet.

Abhilfe schafft seit einigen Monaten das Büchlein "Meine Lesefibel", das vom "Verein zur Förderung und Erweiterung hygienisch-therapeutischer Massnahmen an Waldorfschulen e.V." in Heidenheim herausgegeben wird. Die kleinen Texte und Verse sind mit viel Sachverstand von dem erfahrenen Waldorflehrer Peter Singer ausgewählt worden und enthalten sowohl bekannte wie neue Sprüchlein, die sich im Schwierigkeitsgrad steigern. So haben die Kinder Erfolgserlebnisse und rasseln doch nicht einfach auswendig die Texte herunter. Spielerische Lautmalereien und Humor kommen nicht zu kurz , die Reime bieten Bekanntes und verlangen doch genaues Hinsehen. Die Zeichnungen von Dagmar Gosau sind ausgesprochen gelungen und sprechen für sich. Sie bilden einen runden Zusammenklang mit den Sprüchen und erzählen selbst kleine stimmungsvolle Geschichten. Die Buchstaben sind handgeschrieben und in Faksimile gedruckt, so dass sie lebendig wirken und auch in ihrer Größe den Erstlesern angemessen sind. Sie sind genau wie die Illustrationen bräunlich gehalten, was auf dem gelblichen Papier einen freundlichen Eindruck macht. Dieses hat eine etwas gröbere Struktur, die auch den Tastsinn anspricht, so dass man das Heft im DIN-A5-Querformat gerne zur Hand nimmt.

Nun bleibt nur noch Erfahrungen mit der Lesefibel zu sammeln und darüber zu berichten, damit die Idee Verbreitung findet und weiterentwickelt werden kann.

"Meine Lesefibel" ist erhältlich über die Freie Waldorfschule Aalen, Hirschbachstr. 64, 73431 Aalen, Tel. 07361/526550 oder Email: info@waldorfschule-aalen.de

© by Ulrike Schmoller
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