Christiane von Königslöw: Der Engel, das bin ich.... Freies Geistesleben, 2006.
ISBN: 3-7725-2035-9
144 Seiten, EUR 19,90
Diese Bilder haben mich gänzlich verzaubert. Und sie sind es auch tatsächlich: die Kinder in der Kinderoase, dem kleinen Kindergarten von Christiane von Königslöw, malen ihre Bilder mit Wachskreiden auf große Papierbahnen oder grundierte schmalformatige Holzbretter, die so groß sind wie sie selbst. Anschließend werden sie mit Aquarellfarben "verzaubert". Dadurch gelingt es, dass die kleinen Künstler regelrecht in ihren Bildern leben und mit ihnen verschmelzen können, und sich zum anderen durch diese Technik echte Kunstwerke erschaffen lassen. Mit hoher Strahlkraft behauptet die Wachsschicht sich gegen das meist dunklere Wässrige, das das Motiv zusammenhält und harmonisiert. Unwillkürlich fühlt man sich an Paul Klee und Kandinsky erinnert, aber auch an Jawlensky und Mirò. Die Hochwertigkeit der Reproduktionen ist eine Freude.
Doch das Wesentliche sind die Motive, die die Kinder bewegen. Frau von Königslöw hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Kindern einen poetischen Raum zu schaffen, in dem sie ihre spirituellen Erlebnisse ausdrücken können. Das tut sie nicht, indem sie ihnen die Worte in den Mund legt, sondern indem sie sich selbst mit geistigen Inhalten beschäftigt. Kinder müssen nicht belehrt werden, sie verfügen sogar über größere Weisheitsquellen als wir Erwachsenen, wie wir in diesem Buch sehen können. Vor diesen Bildern und Aussprüchen können wir nur den Hut ziehen. Vor allem die Engel und die Verbindung von Himmel und Erde beschäftigen die Kinder, die Auseinandersetzung mit dem Bösen, die Sonne und die belebte Natur. Dabei ziehen sie bei der Farbwahl die seelisch-geistige Qualität nicht selten der irdisch erlebten vor, sie malen Chakren, Ätherkräfte und ihre Vorahnungen von großen Katastrophen wie dem Tsunami und wissen, dass Gott in den Herzen der Menschen wohnt. Die Autorin versteht es, jedem Kind seine Zeit zu lassen und in den Bildern so zu lesen, dass ihre Weisheit sichtbar wird. Viele Aussprüche, die ihr im Zusammensein mit den Jungen und Mädchen auffielen, hat sie aufgeschrieben und gesammelt. Gerade weil es ganz auf der Herzensebene bleibt, entfaltet dieses Buch etwas ungeheuer Tröstliches, Großes, es läßt uns Anthroposophie einmal nicht vom Gedanklichen her erfahren. Man möchte es nicht mehr aus der Hand legen und allen zeigen: Schaut einmal, wie schön! Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wären es Postkarten von den Bildern oder ein Kalender, dafür würde ich gerne einen Picasso abhängen.