Johannes Bockemühl: Umwege ins Leben. Freies Geistesleben, 2004. ISBN: 3-7725-1996-2
200 Seiten, EUR 19,90
Keine heile, aber eine
heilende Welt sind die Höfe am Belchen, die Johannes Bockemühl als stationäre
Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgebaut hat. Grundlage des therapeutischen
Konzepts ist die ganzheitliche Einbindung der zu behandelnden Jugendlichen in
die Selbstversorgung. Dazu gehören Hauswirtschaft, Garten- und Landbau, Brennholzbeschaffung
und die Versorgung der Tiere. Bei diesen Arbeiten können Sinn und Notwendigkeit
unmittelbar erfahrbar werden. Das Bemühen um eine gemeinsame Gestaltung der Jahresfeste,
die Pflege des Religiösen und die rhythmische Strukturierung des Tagesablaufs
geben Orientierung bis in die Lebenskräfte hinein. Der Schulunterricht kann in
kleinen Klassen individuell auf den Einzelnen ausgerichtet werden.Weitere therapeutische
Maßnahmen aus dem künstlerischen Bereich unterstützen die Entwicklung der Patienten,
stets eingebettet in den Lebenszusammenhang. In ausführlichen Kinderbesprechungen
wird versucht, sich die Hofkinder vor Augen zu stellen und sich ihrem Geistkeim
zu nähern. Jedes bekommt auch seinen besonderen wegweisenden Spruch, den es abends
sprechen darf, von denen einige im Buch zu lesen sind. Bockemühl schreibt aus
einem reichen Erfahrungsschatz heraus und richtet sich an Eltern und Therapeuten.
Mit vielen Beispielen reichert er seine Vorstellung der verschiedenen "Umwege"an,
die die Betroffenen so in die Irre geführt haben, dass sie den Ausweg nicht mehr
alleine finden können. Aus dem durch die anthroposophische Sichtweise erweiterten
Ansatz ergeben sich viele neue Anregungen. Ein hoher Anspruch sowie große Liebe
und Sorgfalt in der Betreuungsarbeit werden hier spürbar.