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Gayle Forman:
Wenn ich bleibe.

steinbach sprechende bücher, 2010.
ISBN: -3-86974-025-6
288 Minuten, EUR 19,99

Scheinbar unversehrt und ohne Schmerzen zu fühlen klettert Mia aus dem Auto ihrer Familie, das nach dem Zusammenstoß mit einem Lastwagen völlig zerstört ist. Sie sieht ihre toten Eltern und findet statt ihres kleinen Bruders ihren eigenen schwer verletzten Körper, den sie wie von außen betrachtet. Die medizinische Erstversorgung und ihren Transport ins Krankenhaus begleitet sie aus dieser Distanz. Sie stellt fest, dass sie nicht fühlen und nicht durch Wände gehen, sich aber frei bewegen kann, während ihr Leib mit seinen multiplen Verwundungen kämpft. Durch genaue Zeitangaben strukturiert vergehen die nächsten Stunden, in denen sie um ihr irdisches Leben ringt und sich zugleich in Rückblenden an ihr bisheriges Dasein erinnert: An ihre Liebe zum Cellospielen und ihre bevorstehende Aufnahme ins Juillard-Konservatorium. An ihren Geliebten Adam, der als bekannter Rockmusiker eine ganz andere Musikrichtung pflegte wie sie. An ihre Familie und deren Geschichte. An ihre Freundin Kim und ihre Großeltern, die auf der Intensivstation um sie bangen und denen sie in stillem Dialog begegnet. Adam wird nicht zu ihr hereingelassen und setzt alle Hebel in Bewegung, um an ihr Bett zu gelangen. Unterdessen wird Mia klar, dass von ihr abhängt, ob sie gehen oder bleiben will. Die Nachricht vom Tod Teddys stürzt sie in eine schwere physische und innerliche Krise. Für was lohnt sich das Aufwachen noch? Ist ihre Liebe zu Adam und zur Musik stark genug, dass sie sich für eine Rückkehr auf den Erde entscheidet?

Mias Astralleib hat sich bei dem Unfall völlig aus ihrem Körper herausgelöst, wie es viele Menschen mit Nahtodeserfahrungen berichten. Es ist erstaunlich, wie glaubwürdig sich der Autor in das Seelenleben dieses jungen Mädchens hineinversetzen kann, und wie reich die Erinnerungen sind, die sich für Mia im Rückblick entfalten. Ihre existentiellen Zweifel sind so echt, dass man diese Geschichte nicht mehr vergisst. Das ist natürlich auch der Verdienst der wunderbaren Sprecherin Eva Meckbach, die Mia mit ihrer frischen Stimme am Leben hält. Berührend aber nie kitschig, natürlich und jung bleibt ihr Sprechen ruhig und ist doch sehr bewegt.

© by Ulrike Schmoller
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