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Frédéric Lenoir:
Das Geheimnis des Weinbergs.
steinbach sprechende bücher, 2003.
ISBN: 3-88698-654-3
211 Min., EUR 25.-- (ab X J.)

Mit seinem Buch „Das Geheimnis des Weinbergs" hat Frédéric Lenoir einen beeindruckenden Erstling vorgelegt. Friedrich Schoenfelder ist genau die richtige Stimme, um sich ein verregnetes Wochenende und einen Riesenurlaubsstau zu wünschen. Binnen Minuten verschwindet man ein einer genau und ausgesprochen gekonnt beschriebenen Welt in ein kleines Kaff in Südfrankreich. Pierre Morin ist ein Sonderling in der homogenen Dorfgesellschaft, in der jeder seinen angeborenen Platz hat. Seine Mutter, die Witwe genannt, und er, ihr seltsamer Sohn, sind nicht selten Gesprächsthema Nummer 1 im Ort. Von Kindesbeinen an zieht Pierre Morin die Natur der Gesellschaft von Menschen vor und seine Erfahrungen mit diesen Menschen bestätigt die Richtigkeit seiner Entscheidung.
Was Lenoir mit dem Leser macht, ist hohe Kunst des Erzählens. Die Spannung ist mit einem Mal da, mitten in der Schilderung von Morins Kindheit macht es „Klick" und ab da ist der Leser gefangen, der point of no return ist schnell erreicht und nun schafft es Lenoir, das Spannungslevel permanent oben zu halten.
Immer, wenn man denkt, jetzt könne man sich ein wenig erholen und nebenbei was anderes machen, packt er einen aufs Neue mit noch unerhörteren Steigerungen und man vergisst alles um sich herum. So bleibt das drei CDs lang und Schoenfelder bezirzt, brummt, klagt, geheimnist, kreischt und berichtet, dass man sitzen bleibt auf dem staubigen Dorfplatz und das ganze Geschehen direkt miterlebt. Dass Lenoir auf den letzten Seiten dann, als man es kaum mehr aushält, hinter das Geheimnis des Weinbergs zu kommen, ein etwas schlappes Geheimnis enthüllt, ist nicht wirklich ein Drama. Nach über 200 hochspannenden Minuten verzeiht man das gern.

© by Christine Krokauer
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