Per Olof Enquist: Großvater und die Wölfe.
Hanser, 2003.
ISBN: 3-446-20345-1
115 Seiten, EUR 12,90 (ab 8 J.)
Schweden scheint ein Land für begnadete Kinderliteratur-Autoren zu sein. Doch wie bedauerlich, dass der arrivierte Schriftsteller Per Olov Enquist erst so spät, im Alter von 69 Jahren, sein erstes Kinderbuch geschrieben hat. Es ist von großem Charme – nicht nur durch die Authentizität des autobiographischen Bezugs. Enquist braucht nur ganz wenige Worte, um alle Figuren eindrücklich zu skizzieren und dem Leser nahe zu bringen. Kleine und große Leute werden liebevoll in ihren Eigenarten charakterisiert, eine wunderbar hingetupfte Psychologie kommt in Nebensätzen daher, die schmunzeln und lachen lässt beim Lesen.
Und in einem großen Spannungsbogen komponiert ist dieses Ferienabenteuer eines Großvaters mit seinen vier Enkeln auch noch! Alles beginnt mit dem Biss eines Krokodils in den Allerwertesten der kleinen Mina. Da ihr alle einreden wollen, dass es sich nur um einen Mückenstich handelt, sucht sie Trost bei ihrem Großvater. Der versteht sie mit allem nötigen Ernst und weiß wie stets Rat – ein Abenteuer muss geplant werden: eine große Expedition auf den Dreihöhlenberg, mit einem Basislager voll wichtigem Proviant (fraglos: Cola, Daim, Schokolade...), einer Mannschaft von vier Kindern unter der Führung des Großvaters und seiner Schlittenhündin Mischa.
Und Großvater weiß – wer eine solche Expedition gemacht hat, den kann nichts mehr erschrecken. So der Plan, der natürlich geheim bleiben muss – schließlich machen sich Eltern immer nur Sorgen...
Und sie erleben alle miteinander ein wirklich großes Abenteuer mit Wölfen und Hunden, einem Bären, mit Nebel und Regen, einem gebrochenen Bein des Großvaters, Wolfsjägern, Polizeihubschraubern und allem, was zu einem echten Abenteuer gehört. Alle werden herausgefordert, so dass Mina am Ende, an ihre Angst erinnert, sagen kann: „Ja, aber das war doch im früher. Da war ich doch noch so klein". Obwohl „im früher" nur drei Wochen her ist. Aber nicht nur Mina wächst über sich (und mückenstichige Krokodilsbisse) hinaus, alle erhalten und bestehen ihre Bewährungsproben.
Ein selten rundes Buch für das erste Lesealter, dem man viele Leser wünscht, damit es auf lange Zeit seinen gebührenden Platz bekommt – und hoffentlich nicht das einzige Kinderbuch dieses Schriftstellers bleibt.