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Legenden vom Christuskind Walter Schmidkunz:
Legenden vom Christuskind.

Urachhaus, 2004.
ISBN: 3-8251-7472-7
128 Seiten, EUR 12,50 (ab 5 J.)
Ähnlich wie die Brüder Grimm es für die Volksmärchen geleistet haben, hat Walter Schmidkunz im letzten Jahrhundert die lange tradierten Legenden über die Geburt und das Leben des Christuskindes gesammelt. Sowohl Teile der Apokryphen wie mündliche Überlieferungen aus ganz Europa hat er unter dem Titel „Christusmärchen" zusammengetragen, die nun in neuer Auflage bei Urachhaus vorliegen. Seine behutsamen Adaptionen orientieren sich am Stil der Märchen und atmen auch etwas vom volkstümlichen Gemüt des ambitionierten Bergsteigers Schmidkunz. Auf den ersten Blick erscheint die Sprache altbacken und mit Worten wie „vermüht" und „verschmachtet" überladen, doch sie erweist sich rasch als rechtes Gefäß für diesen Inhalt. Kräftige Bilder sprechen vom tiefsten Leid, dem größten Schmerz, den vor allem Maria erdulden muss, aber auch von der wundersamen göttlichen Führung, die sie mit ihrem Kind und Josef immer wieder rettet und beschützt. Tiere stellen sich ihr hilfreich zur Seite, sie spricht Pflanzen ihren Namen zu und begegnet auf ihrem Weg hartherzigen wie dem Guten dienenden Menschen, die ihr manche Entbehrung und die Bedrohung durch Herodes erleichtern. An mancher Stelle sind die Bilder so stark, dass sie ein gewisses Lebensalter voraussetzen, andere, vor allem die Tier- und Pflanzengeschichten können schon Kindergartenkindern seelische Nahrung sein. Die Vor-Lesenden haben hier abzuwägen wieviel Dunkles schon verkraftet werden kann oder wo die Kinderseele für die „unglaublichen" Wunder bereits ihre Toren verschlossen hat. Durch die chronologische Abfolge ergibt sich trotz der unterschiedlichsten Quellen ein erzählerischer Zusammenhang. Wie die Märchen sprechen diese Legenden unmittelbar zu den Tiefen der Seele und können so zu Hause wie im Religionsunterricht ihren Reichtum entfalten.

© Ulrike Schmoller
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