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Jennine Staring:
Womir, der kleine Troll.
Verlag Urachhaus, 1999.
100 Seiten, DM 24,80 (ab 8 J.) |
Der Troll Womir ist ein tolpatschiger, ängstlicher kleiner
Kerl mit großen Ohren, der nach Erde und Wald riecht. Ausgerechnet er wurde
auserwählt, zu den Menschen zu reisen, um sie vernünftiger zu machen.
Wie soll er das nur anstellen? Zusammen mit der Wollmaus Prust, einem Sack mit
Moos und Tannenzapfen über der Schulter und einer großen Mütze
auf dem Kopf macht er sich auf den Weg. Die Menschen halten ihn für einen
etwas seltsamen streunenden Jungen, während Womir von einer Angst in die
andere fällt, weil sie ihm wie Riesen erscheinen. Weil er so absonderlich
und zugleich liebenswert erscheint, löst er in den Menschen, denen er begegnet,
eine Veränderung aus. Der Junge möchte den komischen Neuen aus seiner
Klasse einladen, der Lastwagenfahrer ärgert sich nicht mehr über seine
plumpen Füsse, und die Marktfrau verkauft den altgewordenen Esel doch nicht.
Womir landet schließlich im Gefängnis und gerät so in eine Konferenz
von Bürgermeistern, die über die Abholzung eines großen Waldstücks
abstimmen. Als er davonlaufen will, purzeln aus seinem Sack all die mitgebrachten
Dinge aus seinem Wald heraus. Die Bürgermeister geraten ins Staunen und möchten
von Womir dorthin gebracht werden, wo diese Sachen herkommen, und so landen sie
genau in dem Wald, den sie abholzen wollten und ändern ihre Meinung. Womir
nutzt die Chance, um nach Hause zurückzukehren, fest davon überzeugt,
dass er seine Aufgabe nicht gelöst hat. Dabei ist ihm genau das gelungen:
die Menschen ein wenig vernünftiger zu machen.
Keine Sorge, dieses Buch ist nicht so mit dem erhobenen Zeigefinger
geschrieben, wie der Plot klingen mag - im Gegenteil. Das Gute geschieht völlig
absichtslos, nicht durch das, was Womir tut, sondern dadurch wie er ist. Er
macht sich mit einem großen Ziel auf den Weg und weiß an sich gar
nicht, wie er es erreichen soll. Trotzdem faßt er sich ein Herz und wagt
einen kleinen Schritt nach dem anderen. Damit kann er seinen kleinen Lesern
Mut machen, die sich vielleicht auch wie ungeschickte Trolle unter Riesen vorkommen,
die täglich Aufgaben erfüllen sollen, die ihnen viel zu groß
sind. Die Autorin schreibt ganz aus "Troll-Höhe", mit viel direkter Rede,
turbulenter Handlung und Humor, so dass sich diese Geschichte flüssig liest
und Womir einem schnell ans Herz wächst.