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Monis Jahr Kirsten Boie:
Monis Jahr.

Oetinger, 2003.
ISBN: 3-7891-3153-9
256 Seiten, EUR 12 (ab 10 J.)
Hamburg, 1955: zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs kommt der wirtschaftliche Aufschwung langsam in Gang. Moni lebt mit ihrer Mutter und ihrer Oma väterlicherseits in einer Zweizimmerwohnung, geheizt wird mit Kohle und am Essen muss gespart werden. Kaffee oder Eier zum Frühstück sind schon etwas Besonderes und von schicken Rollschuhen oder passenden Winterstiefeln kann Moni nur träumen. Doch die drei Frauen verstehen das Beste aus ihrem Leben zu machen. Die Menschen in den "Nissenhütten", unter denen viele Vertriebene aus dem Osten sind wie ihr Freund Harald, sind schlechter dran. Dass Heike, eine Arzttochter, die Moni in der Oberschule kennenlernt, ein eigenes Haus und ein Auto hat, sogar einen Fernseher, macht sie nur äußerlich zu etwas Besserem, denn in der Schule ist sie eine dumme Nudel und von Moni wendet sie sich hochnäsig ab nachdem sie gesehen hat in was für einfachen Verhältnissen diese lebt. Gut, dass Monis Mutter den Ingenieur Helmut kennengelernt hat, der über ein bescheidenes Gehalt verfügt und den Moni auch gerne mag. Darf die Mutter Helmut heiraten, wo doch Monis Vater immer noch als vermißt gilt? Die Oma will die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihr Sohn noch lebt... Viele kleine und große Veränderungen ereignen sich in diesem einen Jahr, vor allem durch den Übergang in die höhere Schule und durch die Neubildung der Familie. Die Autorin schafft ein Zeitpanorama der Fünfziger Jahre, bettet unzählige genau recherchierte Details in ihren historischen Zusammenhang ein und trifft dabei die besondere Atmosphäre der Nachkriegszeit, nicht zuletzt weil sie selbst damals aufwuchs. Mit viel Zeit und ohne dramatische Höhepunkte können Monis Gedanken und Beobachtungen sich entfalten, die Menschen zu Charakteren werden und die Umgebung bekommt Geruch und Geschmack. Ein behutsames Buch, das schon Zehnjährige lesen können, das aber auch für Erwachsene interessant ist, vor allem, wenn sie selbst Erinnerungen an die Nachkriegszeit haben.

© Ulrike Schmoller
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