LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
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Tamara
Bach: Das
Pferd ist ein Hund. Carlsen,
2021.
ISBN:
978-3-551-55802-2
236
Seiten, EUR 12.--
(ab 10
J.)
Es
ist fast wie im Corona-Lockdown: Draußen ist es so bitterkalt, dass
die Kinder von der Schule kältefrei bekommen und zu Hause bleiben
sollen. Wie soll das gehen, wenn die Eltern arbeiten müssen und
keine Zeit für die Kinder haben? Clara und Luce wohnen in einem Haus
mit vielen Parteien, die sich in der Not zu helfen wissen. So sind
die beiden von nun an jeden Tag bei anderen Nachbarn zu Gast, mal bei
Vincent, dem schönsten und unglücklichsten Jungen der Welt, mal bei
Manja und der kleinen Emmchen und mal bei Menschen, die sie bisher
noch gar nicht kannten. Die Erstklässlerin Luce „denkt sich was
aus, für alles“ und geht mit Unbefangenheit, Hellsichtigkeit und
Empathie auf die Mitbewohner zu. Wie eine kleine warme Lampe wandert
sie von einem zum anderen und beschließt, alles Kaputte zu
reparieren. Das kann ein Regal sein, aber auch eine Traurigkeit, ein
Konflikt oder eine Sehnsucht. Clara, der es nicht einmal gelingt,
Vincent mit ihren Witzen zum Lachen zu bringen, erzählt staunend und
liebevoll in der Sprache einer Neunjährigen, wie es ihrer kleinen
Schwester gelingt, die anderen Menschen mit ihren direkten Fragen ins
Herz zu treffen und den Schlüssel zu finden, dass sie etwas von sich
offenbaren. Daraus wird ein Filmprojekt, für das die drei Kinder
alle Hausbewohner interviewen und sie zu ihrem persönlichen
Lebensweg befragen. Am Ende hat Luce nicht nur neue Freunde gefunden,
sie hat die ganze Hausgemeinschaft „aufgewärmt“. Ihren
eingebildeten Hund, das „Pferd“, braucht sie nun nicht mehr. Ein
zu Herzen gehendes Buch, das auch seine Leser von innen hell
macht.