LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
www.litterula.de
Antonia
Michaelis: Der
Koffer der tausend Zauber. Oetinger,
2020.
ISBN:
978-3-7891-1508-0
335
Seiten, EUR 15.--
(ab 10
J.)
So
ein großer Rollkoffer ist schon etwas Tolles. Derjenige, den Rabé
findet, ist so groß, dass ein Kind darin schlafen oder verschwinden
kann und auf einem reißenden Fluss wird er sogar zum Boot. Er
zaubert nicht nur eine Schatzkarte und Geldscheine hervor, sondern
rettet Rabé und seinen Freund Benja immer wieder aus brenzligen
Lagen, indem er genau den richtigen magischen Gegenstand freigibt.
Offenbar hat er einmal einem Magier gehört, der vor zehn Jahren in
Madagaskar unterwegs war. Die beiden Jungen heften sich an dessen
Spuren, um den markierten Schatz im Urwald aufzuspüren, wobei ihr
einziger Hinweis ein Foto von einem kleinen Mädchen ist. Dabei
werden sie nicht nur von Ndrema, dem Kopf der gegnerischen
Straßengang, sondern auch von einer alten Zauberin mit schwarzen
Schnürstiefeln, dem reichen Champagnermann und der Polizei verfolgt.
Stück für Stück setzen die Jungen die Puzzleteile zusammen und
decken die Wahrheit über den Schatz auf. Sie finden ihn nämlich
tatsächlich.
Antonia
Michaelis jongliert munter mit den Rätseln und Geheimnissen, die sie
anlegt und mischt sie immer wieder neu. Hier eine kleine Andeutung,
da eine Überraschung, eine nebulöse Wahrnehmung oder ein
wiederkehrendes Zeichen: sie hält ihre jungen Leser an der kurzen
Leine und treibt sie unermüdlich dem Happy End zu. Die besondere
Atmosphäre des fremden Landes Madagaskar, in dem sie selbst länger
gelebt hat, trägt das Ihre zur Magie des Buches bei. Bei Licht
betrachtet, wird es mit dem Kitsch manchmal etwas dicke, aber das
wird die zehnjährigen Leser nicht stören. Die Autorin hat
allerdings mit ihrem Roman auch das ernste Anliegen, auf die Not der
Straßenkinder in Madagaskar aufmerksam zu machen, für die sie sich
einsetzt, und für die sie um Patenschaften wirbt.