LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
www.litterula.de
Ulf Stark: Die Ausreißer. Urachhaus,
2020.
ISBN:
978-3-8251-5221-5
128
Seiten,
EUR 16.-- (ab
8
J.)
Gottfrieds Großvater liegt nach einem
Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus und lässt dort seine schlechte
Laune an den Schwestern aus. Der alte Choleriker grantelt und nörgelt
an allem herum, so dass ihn auch sein Sohn nur ungern besucht. Doch
sein Enkel Gottfried ahnt, was sein Großvater braucht. Er tüftelt einen
Plan aus, wie sie zusammen ausreißen können, um noch einmal in das Haus
der Großeltern in den Schären zu fahren. Wenn seine Eltern wüssten,
dass er nicht zum Fußballcamp fährt und die Schwestern, dass der
angebliche Cousin nur der Bäckerlehrling ist! Aber Gottfried und sein
Großvater kommen tatsächlich trotz der Krücken und dessen schwachen
Herzens auf der Insel an. Hier wartet schon die Großmutter in Form von
vielen Erinnerungen und ein Teil von ihr steckt auch in dem letzten
Glas Preiselbeeren, das sie noch im Keller finden. Andächtig löffelt
der Großvater von nun an jeden Tag ein wenig davon, um ihr nahe sein zu
können, denn er sehnt sich sehr nach ihr. Ob er sie im Himmel
wiedersehen wird? Bis dahin muss Gottfried ihm unbedingt das Fluchen
abgewöhnen. Schließlich sind die Preiselbeeren leer und der Großvater
reißt ein letztes Mal aus…
War es richtig, dass Gottfried diese gefährliche Reise eingefädelt hat?
Offenbar konnte sein Großvater dadurch seinen Frieden finden und sich
auch mit seinem Sohn aussöhnen. Die Buntstiftzeichnungen wirken
ungelenk und kantig und zeigen das Wesentliche ungeschönt. Abschied
nehmen ist ja schließlich auch kein Ponyhof. Ulf Stark ist auch mit
diesem Buch nah an den großen Fragen des Lebens und beantwortet sie auf
seine Art. Das Glas Preiselbeeren ist ein wunderbares Bild für die
Liebe zwischen zwei Menschen und zum Leben. Bravo, Gottfried!