LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de © www.litterula.de
Tru
und Nelle

G. Neri:
Tru und Nelle.

Freies Geistesleben, 2020.
ISBN: 978-3-7725-2927-6
281 Seiten, EUR 18.-- (ab 9 J.)

Schon das altmodische Cover ist großartig. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Vor einigen Jahren haben wir aus einem englischen Charity-Shop eine uralte VHS-Kassette von „To kill a Mockingbird“ von Nelle Harper Lee mitgebracht und sie stilecht in schwarz-weiß und ohne Untertitel angeschaut. Eben jenes Monroeville in Alabama, die Charaktere der Kinder und die Problematik der Rassentrennung finden sich nun in diesem Kinderbuch wieder. Der Autor hat sich von den Biographien von Nelle Harper Lee und Truman Capote, die beide einen Teil ihrer Kindheit zusammen in Alabama verbracht haben, dazu inspirieren lassen. Es ist erfrischend zu lesen, wie sich die jungenhafte Nelle mit dem gleichaltrigen Tru anfreundet, der mit seinem weißen Anzug und seiner eleganten Art von allen interessiert beäugt wird und der ihre Leidenschaft für Bücher und besonders für Sherlock Holmes teilt. Seine unzuverlässigen Eltern haben Tru bei seiner Verwandtschaft in Monroeville geparkt, weil sie ihn loswerden wollten. Gegen dessen Trauer und Sehnsucht hilft nur eins, meint Nelle: ein Baumhaus mit allen Schikanen als Hauptquartier für die Detektive Holmes, Watson und Kommissar Lestrade sowie ein interessanter Fall und auch ein Hund, Trus größter Wunsch, stellt sich zufällig ein. Ihr Spürsinn ist alsbald gefragt, denn im Drugstore wurde eingebrochen und in der Schule ist eine Scheibe eingeschlagen. Welche Rolle spielen die Schlangen mit den roten Augen dabei? Und wer sind die Männer mit den spitzen weißen Kapuzen und den Fackeln?

Unerschrocken stecken die drei ihre Nasen in ihren Fall und kassieren dabei durchaus auch mal Prügel. Sie legen sich sogar mit dem Ku Kux Klan an. Mit liebevollem Blick beschreibt Neri all die komischen Vögel des Städtchens, schwarzen wie weißen, zwischen denen die Kinder ihre Fantasiespiele erfinden und auf der Schreibmaschine ihre ersten Geschichten schreiben, eine Leidenschaft, die sie Zeit ihres Lebens nicht mehr loslassen wird. Dieses Buch hat viele komische Seiten, traurige, spannende, atemberaubende und nachdenklich stimmende. Ich habe sie jeweils mit verzückter Neugier und ganz andächtig umgeblättert um den Zauber nicht zu zerstören, der sie umgibt.

© by Ulrike Schmoller
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