LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
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Andreas
Steinhöfel: Froschmaul. Carlsen,
2019.
ISBN:
978-3-551-31867-1
132
Seiten, EUR 5,99
(ab 10
J.)
Diese
acht Kurzgeschichten von Andreas Steinhöfel aus den letzten zwanzig
Jahren sind nun neu erschienen und sie haben nichts an ihrer
Aktualität verloren, auch wenn alles ein bisschen retro wirkt und
irgendwie aus der Zeit gefallen. Die Protagonisten kommen eher von
der Schattenseite des Lebens, kennen Armut, schwierige
Familienverhältnisse und streitende Eltern und sind vom Schicksal
nicht gerade verwöhnt worden. Die Komischen, die Außenseiter, die
Einsamen und Ungeliebten, die Hässlichen und Stillen sind hier die
Hauptpersonen. Was haben sie wohl für ein Geheimnis? Da ist zum
Beispiel der dicke Elmer, der sich auch mit Süßigkeiten keine
Freunde kaufen kann und dann doch einen findet. Es wird erzählt wie
ein zahmer Hamster eine reisende Familie zusammenbringt, warum die
zwei Adoptivbrüder, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten im
Ferienlager nie schwimmen gehen, wie Maria Olle zum ersten Kuss
überredet, und wie Adrian und Daniel verschwinden. Wir lernen Inger
kennen, die allen die Stirn bietet, den Jungen, der von allen nur
Duda genannt wird und zum guten Schluss kommt in einem Kuhstall mit
Hilfe einiger Penner ein Baby zur Welt. Ob es dramatische oder
alltägliche Szenen sind, sie beschreiben jeweils einen
Ausnahmezustand, der eine Wendung auslöst. Das Interesse am anderen
verhilft dem Protagonisten zu einem liebevollen Verständnis und
verändert seine Haltung auf einmal grundlegend. Am Ende stehen
Wärme, Zuneigung und Freundschaft ohne dass einer seine Besonderheit
aufgeben müsste. Eine gute Klassenlektüre ab Klasse 4, die viele
Gesprächsanlässe bietet.