Maja Lunde: Über die Grenze. Urachhaus, 2019.
ISBN: 978-3-8251-5151-5
190 Seiten, EUR 16.-- (ab 9 J.)
1942 haben die Nationalsozialisten Norwegen besetzt,
die Heimat von Gerda und Otto. Die zehnjährige Gerda hält ihren zwei
Jahre älteren Bruder für eine schwächliche Memme. Sie selbst liest
gerne die drei Musketiere oder versteckt sich im Lastenaufzug. Nachdem
Lebensmittel verschwinden, Stimmen im Keller zu hören sind und ein
Geisterjunge im Garten herumspringt, bekommen sie heraus, dass ihre
Eltern jüdische Kinder verstecken, Daniel und Sarah. Wenig später
werden die Eltern festgenommen und die vier Kinder sind ganz auf sich
allein gestellt. Mit ihren Verfolgern im Nacken begeben sie sich auf
die Flucht nach Schweden. Sie verstecken sich im Zug im Gepäcknetz,
hinter den Kartoffelsäcken auf dem Lastwagen ihres Neffen Per und in
einer Hütte im verschneiten Wald und entgehen immer wieder mit viel
Glück knapp dem Tod. Wem können sie trauen? Der alten Frau, die sie so
nett mit Essen versorgt, Bauer Knutsen, dem Soldaten mit den traurigen
Augen? Die Kinder sind flink, einfallsreich und mutig und vor allem
halten sie zusammen wie die vier Musketiere. Auch Otto wächst auf ihrer
Flucht über sich hinaus. So kann schließlich ein Wunder geschehen.
Das Buch ist schon ab neun Jahren gedacht und bringt Kindern das Thema
Nationalsozialismus altersgemäß nahe, ist aber doch nicht ganz ohne.
Über die Identifikation mit den Protagonisten erleben sie deren Angst
mit und sind unter Umständen damit auch überfordert. Deshalb ist es
gut, wenn sich an die Lektüre ein Gespräch mit den Eltern oder der
Klasse anschließen kann. Was istWie fühlt sich eigentlich ein Mensch,
der aktuell auf der Flucht ist? Sind Schleuser nun Retter oder
Verbrecher? Damit wird das Buch brandaktuell.