LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de
Kirsten Boie: Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte. Oetinger, 2019.
ISBN: 978-3-7891-0953-9
192 Seiten, EUR 16.-- (ab 6 J.)
Im Wald hat es gebrannt und alle Tiere mussten ihr
Heimat verlassen. Das kleine graue Puschelige, das sie auf dem Boden
finden, entpuppt sich als verwaistes Fuchsjunges. Ausgerechnet Mama Reh
nimmt es bei sich auf und nennt es Blau-Auge. Blau-Auge tut alles, um
wie seine Reh-Geschwister zu sein, aber in Vielem bleibt er einfach
anders. Er lernt dass er Angst vor den Zweifüßlern haben muss, die so
viel Macht haben, dass sie Licht vom Mond klauen können, und dass das
schwarze Band gefährlich ist. Er lernt die kleine dumme Angebermaus und
Professor Kater kennen und der Frischling zeigt ihm, wie eine Falle
funktioniert. Aber dann geht auf einmal alles schief: das Mäusekind ist
weg und der Verdacht fällt auf Blau-Auge. Nun kann er nicht länger bei
Familie Reh bleiben. Aber als sein Bruder Vielpunkt verschwindet, kann
Blau-Auge ihn mit seinem Mut und seinem Wissen retten.
Wie sieht wohl ein kleines unerfahrenes Tier die Welt? Da gibt es die
Menschen mit ihren Häusern und Gewehren, die Autos auf den Straßen, die
Fallen und Hunde und viele gefährliche Situationen. Die Tiere finden
ihre eigenen Worte dafür. Der kleine „Finde-Fuchs“ versucht alles zu
verstehen und richtig einzuschätzen. Aber auch das Zurechtfinden in
seiner neuen Gemeinschaft ist gar nicht so einfach. Er ist anders, wird
misstrauisch beäugt und als Erster verdächtigt. Auf kindgemäße Art
erzählt Kirsten Boie in dieser Tiergeschichte von Flucht, Vertreibung,
Fremdsein und Freundschaft, die schließlich alle Grenzen überwindet.
Ein spannendes Vorlesebuch, in dem die Kinder vieles aus ihrer eigenen
Welt wiederfinden können.