Astrid Frank: |
Enno hält sich für einen Löwenzahn: genauso unnütz und unbedeutend, unerwünscht und überflüssig wie dieses Unkraut kommt er sich vor. Es macht ihn traurig, dass er seiner Mutter auf die Nerven geht, weil ihm ständig Missgeschicke passieren, auch wenn er sich noch so große Mühe gibt. Nun will ihn seine Lehrerin Frau Wolf auch noch auf die Förderschule statt aufs Gymnasium schicken! Warum kann er nicht einfach ganz normal sein? Ob er tatsächlich vom Planeten Mamojusave stammt und als Baby mit einem Erdling vertauscht wurde? Das würde erklären, warum er diesen Röntgenblick hat, mit dem er erkennen kann, ob jemand ehrlich ist, warum er sich so gut in andere Menschen hineindenken kann, warum ihm laute Geräusche und Gerüche oft zu viel sind, warum er sich in seiner Phantasie in eine Ameise verwandeln kann und wieso er Briefe an seinen verstorbenen Opi auf Mamojusave schreibt. Nur gut, dass ihn sein hochbegabter Freund Olsen bestens versteht. Er glaubt unbeirrt an Enno und bringt ans Tageslicht, was er tatsächlich ist: kein Löwenzahn, sondern eine Orchidee! Am Anfang meint man, bei Rico, Oskar und den Tieferschatten gelandet zu sein. Die Parallelen bewegen sich dann aber doch auseinander, denn Enno ist nicht tiefbegabt, sondern hochsensibel, was seine besonderen Fähigkeiten und Schwierigkeiten erklärt. Die Autorin lässt uns seine Nöte miterleben und zeigt, wie wichtig es ist, Kindern zu zeigen, dass sie gerade so richtig sind wie sie eben sind. Regina Kehn hat Ennos Geschichte hochwertig in Szene gesetzt. Astrid Frank gibt der neuen Kindergeneration jener dünnhäutigen Kinder eine Stimme, die ständig Gefahr laufen, an der Welt zu zerschellen und deren soziale Fähigkeiten wir so dringend brauchen. |