Kenneth Oppel: Das Nest. Dressler, 2016.
ISBN: 978-3-7915-0005-8
224 Seiten, EUR 12,99 (ab 10 J.)
Erst hält Steven die Wespenkönigin, die ihn im Traum besucht, für einen Engel, denn sie verspricht ihm zu helfen und er fühlt sich von ihr getröstet und verstanden. Sie verspricht sogar, dass sie seinen kleinen Bruder heilen kann, denn Theo kam vor wenigen Tagen mit einem Gendefekt auf die Welt, und alle machen sich Sorgen um ihn. Wenig später kommt heraus, dass die Wespen Theo durch ein perfektes Baby ersetzen wollen, dass sie in einem Nest unter der Dachrinne heranziehen. Welche Rolle spielt dabei der Messerschärfer mit den vier Fingern, der Steven ein gebogenes Messer schenkt und auf dem Spielzeugtelefon anruft? Steven denkt viel über den Deal mit den Wespen nach. Wird er sich für seinen, vielleicht nicht richtig „funktionsfähigen“ Bruder Theo entscheiden oder das Fenster öffnen und die Wespen hereinlassen, dass sie ihn austauschen können?
Es ist ein beklemmendes Szenario, das Kenneth Oppel und Jon Klassen mit seinen mehr schwarz als weißen Bildern hier entwerfen. Die Ungewissheit und Kümmernis der Erwachsenen spiegelt sich in Stevens Träumen und Vorstellungen wider. Er fühlt sich allein gelassen und findet in seiner Phantasie einen Weg zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Dadurch dass er den Wunsch nach Vollkommenheit bis zum Ende durchdenkt, kann er seinen Bruder in seinem Sosein akzeptieren und ihm schließlich in der Realität das Leben retten. Kein Buch für Menschen mit Insektenphobie, aber eine interessante Art einmal anders an ethische Fragen heranzugehen.