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Tove Jansson:
Sommerbuch.
Oetinger, 2002.
160 Seiten, EUR 12,90 (ab 8 J.) |
Auf einer einsamen finnischen Schäreninsel verbringt
Sophia den Sommer mit ihrem Vater und ihrer Großmutter, die zwar am Stock
gehen und sich oft ausruhen muss, doch zugleich ihre Freude daran hat, freche
Lieder zu singen und sich der Aufsicht ihres besorgten Sohnes zu entziehen. Zwischen
Sophia und ihre Großmutter besteht eine große Verbundenheit, sie verstehen
sich fast ohne Worte und achten behutsam aufeinander. Das Mädchen ist untröstlich,
wenn es aus Versehen einen Regenwurm entzweihackt oder wenn die Katze ihre tote
Beute ins Haus trägt und die Großmutter weiß seine Lebensfragen
auf die richtige Weise zu beantworten. Sie versteht es sowohl mit den Menschen
umzugehen wie auch sich in die natürlichen Abläufe auf der Insel hineinzufühlen.
Sie gibt dem Holz im Geisterwald seine Seele, sie erkennt wo welche Blumen gedeihen
können und wo Rücksicht zu nehmen ist, denn sie kann sich wirklich in
die "Andacht zum Kleinen" vertiefen, lange ein Stück Rinde und eine Feder
betrachten. Die Bilder Tove Janssons sind sehr genau und detailliert, aber nie
fest, sie verwandeln sich beim Lesen in ganze Welten, vielleicht ist es das, was
Poesie ausmacht. Im Herbst ziehen sich die Menschen immer mehr ins Haus zurück
und das Leben der Großmutter neigt sich dem Ende zu, im Einklang mit der
Welt, die sie umgibt.
Ein leises Buch, das seine Spannung aus den
Naturvorgängen und Begegnungen bezieht, das zeigt wie das wahre Lebensglück
in der ungeteilten liebevollen Aufmerksamkeit gefunden werden kann. Für
mich ist es eines der schönsten Bücher, die ich kenne.