Kate de Goldi: Die Anarchie der Buchstaben. Königskinder, 2014.
ISBN: 978-3-551-56003-2
136 Seiten, EUR 13,90 (ab 10 J.)
Perry ist das einzige Kind einer Psychologin und eines viel beschäftigten Vaters und sie ist "tiefbegabt" und hat ein exzentrisches Rhythmusgefühl. Sie sammelt tote Hummeln und möchte Zoologin werden. Wenn Sie das Förderprogramm ihrer Eltern satt hat, antwortet sie manchmal nur noch mit Glörk, Floin oder Quoonk. Weder auf dem Klavier noch auf der Klarinette noch bei der Nachhilfe macht sie große Fortschritte. Als "Musik und Bewegung" länger ausfällt, hat sie auf einmal einen freien Nachmittag und ihre Eltern ein Betreuungsproblem. Perry hat allerdings eine super Idee, was sie jeden Donnerstag machen könnte: sie wird ihre demente Großmutter Honora Lee im Altersheim besuchen gehen. Die ehemalige unkonventionelle Lehrerin ist ständig unterwegs und auf der Suche nach ihren Schülern aus der Vergangenheit. Rasch findet Perry bei den seltsamen Senioren Honora, Doris, Dorothy, Melvin Broome und Peter Pascoe und den netten Altenpflegern eine Heimat. Unerschrocken und ohne Berührungsängste lässt sie sich auf die Eigenarten der Menschen ein. Sie beschließt, mit ihnen gemeinsam ein Alphabet-Buch zu machen, in dem sie die gemeinsamen Ereignisse, die Namen und die Sprüche der Alten festhält. Bei der Reihenfolge geht sie anarchisch vor, so wird es kein ABC-Buch, sondern ein ADV. Mit ihren Besuchen bringt sie eine Menge Leben ins Santa Lucia und sie schwimmt sich damit frei. Hier kann sie endlich so sein wie sie ist und ihre Stärken einbringen.
Das Buch aus dem neuen Königskinderverlag ist ausgesprochen schön gemacht und mit Illustrationen im Stil der 50-er Jahre versehen. Es beschäftigt sich nicht nur inhaltlich mit Sprache, sondern ist auch vom Stil her ein Genuss mit literarischem Format. Ich würde es eher Zehnjährigen als Zwölfjährigen in die Hand geben, da Perry auch eher ein großes Kind als eine Jugendliche ist. Es ist eine Freude, sich in dieses stimmungsvolle besondere Buch mitnehmen zu lassen.