Christa Ludwig: Ein Lied für Daphnes Fohlen. Verlag Freies Geistesleben, 2001. 157 Seiten, DM 26.-- (ab 12 J.) |
Als Alexander der Große noch klein ist, gerade einmal neun Jahre alt, zwar mit kurzen Beinen, doch mit einem wachen Verstand und einem cholerischen Gemüt ausgezeichnet, zeigt er sich bereits als einer, der nach den allerhöchsten Zielen strebt. Das Hirtenmädchen Phoebe, das bei der Zeugung seines Pferdes die Flöte spielen soll, ist irritiert von seinen verschiedenfarbigen Augen, von denen das eine kühl und berechnend, das andere dunkel und sehnsuchtsvoll ist. Obwohl sie fortgejagt wird will sie doch weiter für das ungeborene Fohlen spielen und verkleidet sich deshalb als thrakischer Pferdejunge. Bei der Arbeit in den Ställen vermag sie die Pferde durch ihr Flötenspiel zu lenken und manches Mal auch, aus einem Versteck heraus, den jungen Alexander, zu dem sie sich zunehmend hingezogen fühlt. Das stürzt sie in Konflikte, denn auch zwischen ihr und dem Stalljungen Endymion, der weiß, dass sie ein Mädchen ist, hat sich eine zarte Verbundenheit gebildet. Als dieser sich in seiner Trauer in den Tod stürzen will, kann sie ihn gerade noch retten. Alexander findet in Bukephalos, für den Phoebe gespielt hat, ein königliches ungestümes Pferd, das nur er bändigen kann und das ihn auf allen seinen Siegeszügen begleiten wird.
Aus dem Bericht Plutarchs über den Verkauf von Bukephalos, hat Christa Ludwig eine leise poetische Erzählung gemacht, die in eine längst vergangene andere Welt entführt. Eine Sphäre der Reinheit und Vorsichtigkeit, wie sie auch die Zwölfjährigen erleben, umgibt diese griechischen Seelen. Vor allem Mädchen werden sich in Phoebes Empfindungen spiegeln können und sich auch von der Pferdegeschichte hinreißen lassen. Ein Buch des ersten Erwachens, des Aufblühens der empfindsamen Knospen der Zuneigung, das dieser Qualität auch in seiner Sprache gerecht wird.