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Michael Morpurgo:
Freund oder Feind.

Carlsen, 2012.
ISBN: 978-3-551-58229-4
96 Seiten, EUR 11,90 (ab 11 J.)

Eben ist die Spielberg-Verfilmung des Buches "War-Horse" von Michael Morpurgo als DVD (ab 14) erschienen, in der sich ein Pferd durch die Wirren des ersten Weltkriegs kämpft. Besonders eindrucksvoll ist die Szene als es sich zwischen zwei Schützengräben im Stacheldraht verheddert. Soldaten beider Seiten befreien es und bringen damit den Krieg einen Moment zum Stillstand. Auf einmal hat der Feind einen Namen und wird zum Menschen.

Diese Erfahrung machen auch die beiden Jungen Davey und Tucky, die aus London evakuiert und auf dem Hof der Reynolds untergebracht worden sind. Eines Abends sehen sie wie ein deutsches Kampfflugzeug über dem Moor abstürzt, die folgende Suchaktion verläuft jedoch erfolglos. Fortan gelten die Jungen als Wichtigtuer. Doch als sie die beiden Piloten wenig später tatsächlich treffen, wird alles noch viel komplizierter. Sollen sie sie melden, denn sie haben den Angriff auf Plymouth mitgeflogen, oder steht David in der Schuld des Deutschen, der ihm das Leben gerettet hat? Für Tucky ist klar, dass die beiden keine Feinde sind, sondern ganz normale Menschen wie du und ich. Sie versorgen sie heimlich mit Decken und Nahrung bis es nicht mehr geht. War es richtig, was sie gemacht haben? Interessant ist, dass die beiden Männer bis zum Schluss "die Deutschen" bleiben und nicht beim Namen genannt werden. Der Zwiespalt, den Davey durchlebt, wird ganz aus der Situation heraus geschildert, ohne dass das Kampfgeschehen in den Vordergrund tritt. Sein Vater kämpft im Krieg gegen genau die Deutschen, die er rettet. Morpurgo kann so die Absurdität des Krieges bereits Elfjährigen vor Augen führen.

© by Ulrike Schmoller
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