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Peter Härtling:
Paul, das Hauskind.

Beltz und Gelberg, 2010.
ISBN: 978-3-407-79977-7
181 Seiten, EUR 12,95 (ab 10 J.)

"Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen", heißt es ja. In Pauls Fall ist es die ganze Hausgemeinschaft, die für ihn da ist als seine Eltern "abhanden kommen". Erst sind sie ständig geschäftlich unterwegs, dann wollen sie sich scheiden lassen und schließlich landet sein Vater mit Depressionen in der Psychiatrie während seine Mutter in New York arbeitet. Paul fühlt sich alleingelassen und ist sauer, dass sie sich nicht um ihn kümmern, obwohl sie doch für ihn da sein müssten. Dennoch ist er nicht allein, denn sämtliche Hausbewohner fangen ihn auf: da sind Oma Käthe, Doktor Adam, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, die Familie von Helena, der Gewürzhändler Engin Üdal und all die anderen. In fast jeder Wohnung hat er ein Eckchen für sich, denn er wird immer wieder "weitergereicht". So lernt Paul die ganz verschiedenen Menschen und ihre unterschiedlichen Wohnungen kennen. Er bekommt Nachhilfe, Unterstützung bei der Aufklärung der Fahrraddiebstähle und überall echtes Verständnis. Das ganze Haus ist sein Zuhause.

Peter Härtling ist ein Meister darin, Kinder in schwierigen Lebenslagen zu begleiten und ihnen dabei ihre wahren Gefühle nicht abzusprechen. Paul darf sich überfordert, wütend und traurig fühlen und das auf jede gerade passende Art. Die Nachbarn bemerken, wie es ihm geht, sprechen es an und fangen ihn mit Selbstverständlichkeit und Wärme auf, setzen ihm aber auch Grenzen. Das Wesentliche geschieht zwischen den Zeilen und dort passiert eine ganze Menge.

© Ulrike Schmoller
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