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Der Tag, als ich lernte die Spinnen zu zähmen Jutta Richter:
Der Tag, als ich lernte die Spinnen zu zähmen.

Carl Hanser Verlag, 2000.
88 Seiten, DM 19,80 (ab 12 J.)
Was wird sie tun? Wird sie sich für ihren Freund entscheiden oder dafür, wieder zu den anderen Kindern zu gehören? Wird sie zu Rainer stehen, den alle komisch finden, und zu ihm halten, weil er für sie die Kellerkatze verjagt hat und ihr gezeigt hat wie man Spinnen zähmt? Rainer war doch ihr erster echter Freund, auch wenn er furchige Hände hat, in der Nase popelt, als "verwahrlost" gilt und einen anderen Jungen krankenhausreif geschlagen hat, weil der seine Mutter beleidigt hat. Doch wenn einen die Freunde ausgrenzen, einen "Dieda" nennen, wenn die Eltern wochenlangen Hausarrest verhängen, weil sie Rainer nicht leiden können - wiegt das Rainers Knallplättchengeruch auf und dass er immer einen Rat gegen die Angst weiß? Keine einfache Frage für die noch nicht neunjährige Ich-Erzählerin.

Jutta Richter beschreibt den Gewissenskonflikt dieses Mädchens, dessen Namen wir nicht erfahren, eindringlich und konzentriert. Sie schafft eine Wirtschaftswunderzeitstimmung, zu der dunkle Keller, strenge Sitten und wenig einfühlsame Erwachsene ebenso gehören wie phantasievolle Spiele, die aus dem Mangel geboren sind, und der Lieblingsplatz der Kinder unter der Eisenbahnbrücke. Dadurch entsteht das passende spröde Milieu für diese herbe Erzählung. Gerade dass sie schließlich nicht mit Zivilcourage, sondern mit Verrat endet, macht sie so bedrängend. Wäre die Geschichte denn glücklicher ausgegangen, wenn sie sich anders entschieden hätte?

Dieses Buch sei allen Kindern ab 12 Jahren ans Herz gelegt, die allmählich merken, dass das Leben sehr kompliziert sein kann und die bereit sind sich darauf einzulassen.

© Ulrike Schmoller
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